Berlin. - Die Arbeitssituation bei vielen untersuchten Apple-Zulieferern in China ist weiterhin miserabel, obwohl Apple vor knapp zwei Jahren Verbesserungen versprochen hatte. Das zeigt eine am Freitag veröffentlichte Publikation der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch. Der Überblicksbericht analysiert die Hauptprobleme bei über 20 Apple-Zulieferfabriken und bewertet die bisherigen Maßnahmen wie Apples Beitritt zur Fair Labor Association (FLA).
Erst am Montag hatte die Menschenrechtsorganisation SACOM eine neue Studie über massive Arbeitsrechtsverletzungen bei Biel Crystal - einem Unternehmen aus Hongkong, das Schutzgläser für die iPhones herstellt - veröffentlicht. "Die andauernde Verletzung von Arbeitsrechten bei Apples Zulieferern ist zutiefst beunruhigend", sagte Cornelia Heydenreich, Teamleiterin Unternehmensverantwortung bei Germanwatch. "Es reicht nicht aus, der FLA beizutreten, um die massiven Probleme zu beheben. Langfristige Veränderungen wird es nur geben, wenn Apple auch systematisch faire Einkaufspraktiken einführt."
Nach wiederkehrender Kritik und mehreren Studien zu den Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in China sowie einer Suizidserie beim Zulieferer Foxconn im Jahr 2010 trat Apple im Januar 2012 der Fair Labor Association (FLA) bei. Die FLA untersuchte drei Fabriken des Apple-Zulieferers Foxconn und bestätigte bisherige Berichte von Nichtregierungsorganisationen über schwerwiegende Verstöße gegen Menschen- und Arbeitsrechte. Daraufhin erklärten sich Apple und Foxconn bereit, diese Verstöße bis zum 1. Juli 2013 zu beheben. Zwischenberichte der FLA haben zwar Verbesserungen bescheinigt, aber der letzte Prüfbericht der FLA ist vom Mai 2013 und seit Ablauf der Frist gab es keine Stellungnahmen von Apple oder Foxconn zu ihrem Versprechen.
"Die aktuellen Untersuchungen von SACOM und anderen Organisationen wie China Labor Watch zeigen, dass Probleme wie Löhne unter dem Existenzminimum, quasi erzwungene und nicht angemessen bezahlte Überstunden sowie Mängel beim Arbeits- und Gesundheitsschutz weiterhin bei vielen Zulieferern zu beobachten sind", kritisierte Heydenreich. Im September 2013 hatte eine Studie von China Labor Watch aufgedeckt, dass ArbeiterInnen beim Apple-Zulieferer Jabil Green Point bis zu 110 Überstunden pro Monat leisten - teilweise unbezahlt und verpflichtend. Erlaubt sind in China nur 36 Überstunden. "Apple muss bei allen seinen Zulieferern für ordentliche Arbeitsbedingungen sorgen", fordert Heydenreich.
Germanwatch hat den Hintergrundbericht anlässlich des "Buy Nothing Day" oder auch "Kauf-Nix-Tag" (30. November) veröffentlicht. Es geht dabei nicht um einen Boykott von bestimmten Markenprodukten, sondern um einen generellen Konsumverzicht und gleichzeitige Aufmerksamkeit für die nicht selten ausbeuterischen Produktionsbedingungen, die mit unserem Konsumverhalten einhergehen.
Insbesondere das Vorweihnachtsgeschäft führt dazu, dass die ArbeiterInnen in den Fabriken, die auch IT-Geräte herstellen, unter besonders hohem Druck arbeiten und extrem viele Überstunden leisten müssen. Diese Probleme beschränken sich auch nicht auf die Lieferkette von Apple, sondern sind in der gesamten Elektronikbranche zu finden. Dies zeigte auch die Arbeit des europäischen Projekts makeITfair, in dem Germanwatch aktiv ist.
Die Veröffentlichung "Das Fallbeispiel Apple - Immer noch keine fairen Arbeitsbedingungen in China" ist eine Bestandsaufnahme der kritischen Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen von Apple-Lieferanten in China und analysiert 22 relevante Studien und Untersuchungen von Nichtregierungsorganisationen wie SACOM, China Labor Watch, aus dem makeITfair-Projekt sowie von der FLA.
Germanwatch: "Das Fallbeispiel Apple - Immer noch keine fairen Arbeitsbedingungen in China", Hintergrundpapier, November 2013, abrufbar unter: www.germanwatch.org/de/7742
SACOM: "Biel Crystal Investigative Report", November 2013, http://sacom.hk/bielcrystal_bloodycrystal/