Hamburg (epo). - Der stellvertretende chinesische Umweltminister Pan Yue hat vor den Folgen von Raubbau und Umweltverschmutzung in seinem Land gewarnt. Ihn treibe die Sorge um, "China nicht zur Müllhalde der Welt verkommen zu lassen", sagte Pan in einem Interview mit der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". "China muss grüner werden", forderte der Politiker.
Laut Aussage des Vizeministers verschmutzt China sein Wasser wie kein zweites Land der Erde. Beim Energieverbrauch liege China auf Platz 2 und in punkto Saurer Regen auf Platz 3. Das rasante Wirtschaftswachstum habe China zwar materiellen Reichtum gebracht. Aber die Kosten seien so hoch, "dass wir uns diese Art des Wachstums mit hohem Energieverbrauch und großer Verschmutzung nicht mehr leisten können".
Pan kündigte in dem "Zeit"-Interview an, dass China bei der Berechnung seines Sozialprodukts in Zukunft auch die ökologischen Schäden berücksichtigen wolle. Nach schon vorliegenden Schätzungen beliefen sich die jährlichen Umweltschäden auf bis zu 13 Prozent des Sozialprodukts. Langfristig würden die Umweltschäden sämtliche Ergebnisse der wirtschaftlichen Entwicklung aufheben, so Pan. "Wir stoßen an Grenzen - es sei denn, wir kümmern uns schleunigst nicht nur um die Quantität, sondern auch um die Qualität des Wachstums", sagte der 45-jährige Politiker. Sonst bekomme nicht nur China ein Problem, "sondern auch der Rest der Welt".
An seine Landsleute appelliert der Vizeminister "bescheiden" zu leben. "Wer sich ein Luxusauto zulegt, wer feudale Bankette schmeißt oder überall Golf spielen will, der trägt dazu bei, dass Chinas Entwicklung fatal endet", so Pan.
"Wir können noch so viel über den Aufbau des grünen Kapitalstocks reden, wenn wir den fossilen nicht gleichzeitig abbauen, werden wir die Emissionen nicht ausreichend senken können. Diese fundamental-ökonomische Grundeinsicht ist leider noch nicht ausreichend verbreitet. Um 1,5 bis 2 Grad zu schaffen, dürfen wir nur 250 bis 940 Gigatonnen CO2-Äquivalente in der Atmosphäre ablagern. Aber wir haben 10.600 Gigatonnen als Kohle, Öl und Gas im Boden. Gemessen am Deponieraum Atmosphäre gibt es ein Überangebot an fossilen Energieträgern. Wer das nicht berücksichtigt, macht eine schlechte Klimapolitik."
Ottmar Edenhofer, PIK Direktor & Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) https://lnkd.in/gQ8zcErF