GfbVKairo/Göttingen (epo). - Anlässlich der Parlamentswahlen in Ägypten hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen vor einer weiteren Marginalisierung der Kopten in Politik und Gesellschaft Ägyptens gewarnt. "Angesichts eines wachsenden politischen Einflusses der Muslim-Bruderschaft und jüngster Zusammenstöße zwischen Muslimen und Kopten fürchten viele Christen eine neue Welle der Gewalt gegen Kopten", warnte GfbV-Referent Ulrich Delius.

Zwar seien nach den Ausschreitungen von Muslimen gegen Kopten, bei denen am 21. Oktober in Alexandria drei Menschen getötet worden waren, christliche Kirchen unter Polizeischutz gestellt worden. Doch die ägyptischen Behörden täten zu wenig, um die latente Gewalt zu stoppen, sagte Delius. So seien inzwischen 104 gewalttätige muslimische Demonstranten, die an den Ausschreitungen in Alexandria beteiligt waren, aus der Haft entlassen worden. Mit weiteren Ermittlungen müssten sie nach bisherigen Erfahrungen nicht rechnen. 17 Personen würden wegen ihrer Verstrickung in die Gewalttaten noch verhört. Erneut drohten Verantwortliche für gewalttätige Übergriffe auf Christen straflos zu bleiben. Schon in der Vergangenheit hatten sich Kopten darüber beschwert, dass politisch motivierte Morde an Christen nur selten juristisch geahndet wurden.

"Mit dem einfachen Slogan 'Islam ist die Lösung' hat die Muslim-Bruderschaft im Wahlkampf gezielt auf eine religiöse Spaltung der ägyptischen Gesellschaft hingearbeitet", kritisierte Delius. Die Behörden seien nicht eingeschritten, obwohl die Regierung zuvor religiöse Wahlslogans untersagt hatte, die die nationale Einheit gefährden. "Viele Kopten fühlen sich nun verunsichert, in Alexandria hat nach den Unruhen bereits ein koptischer Politiker seine Bewerbung um ein Parlamentsmandat zurückgezogen."

Die Kopten stellen nach GfbV-Angaben rund zehn Prozent der 74 Millionen Bürger Ägyptens. Das US-Außenministerium hatte in seinem jährlich veröffentlichten Bericht zum Stand der Religionsfreiheit in der Welt festgestellt, dass Kopten in Ägypten an der Ausübung ihres Glaubens gehindert würden, da staatliche Stellen immer wieder den Bau neuer Kirchen oder die Reparatur baufälliger Gotteshäuser behinderten.

 Gesellschaft für bedrohte Völker


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