Berlin. - Jeder Staat muss Sexarbeiterinnen vor Menschenrechtsverletzungen schützen und dafür sorgen, dass diese ihre Rechte einfordern und ausüben können. Das hat Amnesty International am Donnerstag in einem neuen Positionspapier gefordert.
Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter weltweit sind von zahlreichen Menschenrechtsverletzungen wie Diskriminierung, Gewalt oder mangelnder Gesundheitsversorgung betroffen. Darum ist es laut Amnesty notwendig, Sexarbeit zu entkriminalisieren.
"Sexarbeit darf nicht unter Strafe gestellt werden, weil eine Kriminalisierung Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in die Illegalität treibt. Dort werden sie leichter Opfer von Menschenrechtsverletzungen", sagte Maja Liebing, Expertin für Frauenrechte bei Amnesty International in Deutschland.
"Wenn Sexarbeit strafbar ist, sind die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter der Willkür durch Polizei, Behörden sowie Kundinnen und Kunden schutzlos ausgeliefert", so Liebing.
Amnesty International fordert keine Legalisierung von Sexarbeit, also die direkte Regulierung und Kontrolle eines Gewerbes. Wenn ein Staat aber gesetzliche Regulierungen von Sexarbeit umsetzen will, muss dies im Einklang mit Menschenrechtsstandards erfolgen und auf den Schutz von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern vor Ausbeutung und Misshandlung ausgerichtet sein. Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter müssen an der Ausarbeitung dieser Regulierungen beteiligt werden.
Für den Einstieg in die Sexarbeit gibt es zahlreiche Faktoren. Die besonders gewichtigen sind Geschlechterungleichheit, Diskriminierung und wirtschaftliche Not.
"Wir sind uns dieses Zusammenhangs bewusst. Wir sind gleichzeitig der Ansicht dass die Lösung dieses Problems nicht darin besteht, Menschen dafür zu bestrafen, dass sie keine andere Wahl als die Sexarbeit haben. Wenn Sexarbeit unter Strafe gestellt wird, wird ihr Leben noch unsicherer", sagt Liebing. "Ein Staat muss garantieren, dass jeder Mensch seine grundlegenden Rechte wahrnehmen kann. Er muss gewährleisten, dass niemand aufgrund von Armut oder Diskriminierung zum Überleben auf Sexarbeit angewiesen ist."
Amnesty macht in dem 19-seitigen Positionspapier außerdem klar, dass Zwangsprostitution, Menschenhandel und der Missbrauch von Kindern immer schwere Menschenrechtsverletzungen sind und bestraft werden müssen.
Quelle: amnesty.de