Bonn. - In Washington findet am 20. und 21. Juli eine internationale Geberkonferenz für Stabilisierungsmaßnahmen und humanitäre Hilfe im Irak statt. Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Stabilitätspartnerschaft Mittlerer Osten, Joachim Rücker, hatte im Vorfeld bereits einen zusätzlichen deutschen Beitrag angekündigt. Die Welthungerhilfe hat weitere Finanzzusagen für den Irak am Mittwoch begrüßt und auf die schwierige humanitäre Lage in dem Land hingewiesen.
Gastgeber der Geberkonferenz sind die USA, Deutschland, Japan, die Niederlande und Kanada. Bei der Konferenz soll mindestens eine Milliarde US-Dollar zusammenkommen. "Wir begrüßen die Ankündigung der Bundesregierung, einen zusätzlichen Beitrag zur Versorgung der Menschen im Irak und damit zur Stabilisierung in der Region zu leisten", sagte Mathias Mogge, Vorstand Programme der Welthungerhilfe in Bonn. "Mehr Geld ist dringendst nötig, denn der Finanzbedarf ist dreimal so groß wie die bisher zugesagten Mittel.
Der Bedarf könnte aus der Sicht der Welthungerhilfe weiter steigen, wenn die irakischen Streitkräfte versuchen, die Stadt Mossul zurückzuerobern. Dann könnten mindestens eine halbe Million Menschen vor Kämpfen fliehen und auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.
"Bei drohenden Krisen wie dieser brauchen Hilfsorganisationen Mittel für alle drei Phasen: für die Vorbereitung, für die konkrete Hilfe, um Menschen rasch mit lebensnotwendigen Dingen, wie Nahrungsmitteln, Trinkwasser oder medizinischer Versorgung zu unterstützen und schließlich für Rückführung, Wiederaufbau und die Eröffnung von Zukunftsperspektiven der Geflüchteten", erklärte Mogge.
Welthungerhilfe-Projektmitarbeiterin Andrea Quaden berichtete aus Dohuk/Irak, viele Gemeinden im Nord-Irak seien bereits an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen. "Sie wissen nicht, wie sie noch mehr Flüchtlinge, die vor neuen Kämpfen fliehen, versorgen sollen. Tagsüber steigen die Temperaturen derzeit auf bis zu 50 Grad Celsius. Das macht den Betrieb von Notunterkünften und Sanitäreinrichtungen schwieriger."
Ohne massive Hilfe bleibe für die Menschen in Nord-Irak auch die langfristige Perspektive düster, sagte Quaden. "Menschen, die in die von IS befreiten Gebieten zurückkehren und ein neues Leben beginnen wollen, stehen vor dem Nichts. Die Infrastruktur ist zerstört. Es fehlt an Schulen, Gesundheitsversorgung, Wasser- und Energieversorgung, viele Straßen sind zerstört."
Die Welthungerhilfe engagiert sich seit September 2014 für viele, auf Überlebenshilfe angewiesene Binnenflüchtlinge im Nordirak. An 13.600 besonders bedürftige Haushalte in den Provinzen Dohuk Erbil und Kirkuk hat sie nach eigenen Angaben während des Winters 2014/2015 Nahrungsmittelpakete verteilt und damit das Überleben von mehr als 68.000 Menschen gesichert. Zudem stellte sie Familien ein Obdach und Brennstoff zu Verfügung und unterstützte beim Kapazitätsaufbau im Flüchtlingscamp in Dohuk.
Seit März 2015 arbeitet die Welthungerhilfe auch in Ninewa. Sie kümmert sich dort um die Wasserversorgung und den Wiederaufbau von Schulen für zurückkehrende Flüchtlinge. Beim Wiederaufbau und der Instandsetzung von Infrastruktur arbeitet sie eng mit ihrem Partner Danish Refugee Council (DRC) zusammen. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) plant sie aktuell ein weiteres Projekt zur Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur rund um das Sindjar-Gebirge.
Quelle: www.welthungerhilfe.de