righttofood2017

Berlin. - Vor zehn Jahren explodierten weltweit die Preise für Grundnahrungsmittel. Die Zahl der Hungernden stieg auf über eine Milliarde Menschen, in Dutzenden Ländern kam es zu Unruhen. Die jüngsten Zahlen der Vereinten Nationen belegen, dass aktuell rund elf Prozent der Weltbevölkerung chronisch Hunger leiden. Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt und die Menschenrechtsorganisation FIAN haben am Donnerstag das 10. Jahrbuch zum Recht auf Nahrung vor,gelegt in dem die Hintergründe der Krise beleuchtet und Alternativen vorgestellt werden.

Cornelia Füllkrug-Weitzel von Brot für die Welt sagte: "Die Hungerkrise von 2007 hat gezeigt, dass jeder Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel sich unmittelbar auf die Ärmsten auswirkt und die Zahl der Hungernden in die Höhe treibt. Damit sich eine solche Krise nicht wiederholt, sind stabile, aber auch faire Preise wichtig – für Konsumenten wie für Produzenten. Wenn die größte Gruppe der Nahrungsmittelproduzenten, die Kleinbauern, neben dem Zugang zu verbesserten Anbaumethoden und zu Krediten angemessene Preise für ihre Erzeugnisse bekäme, wäre das ein großer Beitrag zur Vermeidung künftiger Hungerkrisen."

Philipp Mimkes, Geschäftsführer von FIAN Deutschland, ergänzte: "Die Bundesregierung vertraut bei der Hungerbekämpfung zu sehr auf offene, liberalisierte Märkte. Wenn dann aber Schutzmechanismen fehlen, können besonders von Hunger betroffene Bevölkerungsgruppen nicht mehr mit den Produkten aus industriellen globalisierten Agrarsystemen konkurrieren. Dann nimmt der Hunger zu und nicht ab. Schlimmer noch: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die bis zu 70 Prozent der Grundnahrungsmittel weltweit produzieren, werden durch Großinvestitionen häufig verdrängt. Auch verschärfen sich durch den übermäßigen Einsatz von Dünger und Agrarchemikalien die ökologischen Probleme." Mimkes fordert eine menschenrechtliche Ausrichtung der Agrar- und Handelspolitik sowie eine engagierte Klimaschutzpolitik.

Die Hungerkrise 2007/2008 und die folgenden sozialen Unruhen hatten eine Vielzahl von Ursachen. Die erzwungene Öffnung der Agrarmärkte in Entwicklungsländern, die Spekulation mit Nahrungsmitteln, der zu starke Fokus auf industrielle Ernährungssysteme, der großflächige Anbau von Biokraftstoffen sowie die Auswirkungen des Klimawandels sind die wichtigsten. Mangelndes Interesse vieler Regierungen, sich um Arme und Hungernde zu kümmern und die Diskriminierung dieser Bevölkerungsgruppen verschlimmerten die Lage. Keines dieser Probleme wurde in den vergangenen zehn Jahren gelöst.

Im 10. Jahrbuch zum Recht auf Nahrung werden die anhaltenden Fehlentwicklungen des industriellen Ernährungssystems analysiert und Wege aus der Krise aufgezeigt. Schwerpunkte sind die Konzentrationsprozesse im Agrarsektor, die Bedrohung der Ernährung durch den Klimawandel sowie der wachsende Einfluss großer Unternehmen auf die internationale Agrar- und Ernährungspolitik.

Laut den jüngsten Angaben der Vereinten Nationen ist die Zahl der Hungernden im Jahr 2016 erstmals seit Jahren gestiegen, auf nun 815 Millionen. Jeder neunte Mensch leidet chronisch Hunger. Zugleich belegen die Daten der Welternährungsorganisation FAO, dass noch nie so viele Nahrungsmittel produziert wurden wie heute. Die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung ist daher weniger eine Frage der Mengen, sondern des Zugangs zu Nahrungsmitteln.

Das Recht auf Nahrung ist als Menschenrecht verankert in Artikel 11 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, dem UN-Sozialpakt. Es ist eines der am häufigsten verletzten Menschenrechte. In den Nachhaltigen Entwicklungszielen haben die Vereinten Nationen vereinbart, bis 2030 das Recht auf Nahrung für alle Menschen zu verwirklichen.

=> Right to Food and Nutrition 

Bild: © Global Network for the right to food and nutrition

Quelle: brot-fuer-die-welt.de / fian.de


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