Hamburg. - Die Krillindustrie wird ihre Fischerei in großen Teilen des ökologisch sensiblen Gebiets rund um die antarktische Halbinsel einstellen und sich für ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten in der Antarktis einsetzen. Das hat der Branchenverband der Krillindustrie ARK anlässlich einer Tagung der Antarktis-Kommission CCAMLR im britischen Cambridge verkündet. Die Umweltorganisation Greenpeace hat die Ankündigung am Dienstag begrüßt.
"Das ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum weltweit größten Meeresschutzgebiet im antarktischen Weddellmeer – und er kommt zum richtigen Zeitpunkt", sagte Greenpeace-Meeresexpertin Sandra Schöttner. "Klimawandel und Fischerei setzen die antarktischen Meere massiv unter Druck."
Greenpeace hatte Anfang des Jahres mit einer Schiffsexpedition besonders schützenswerte Strukturen des Ökosystems dokumentiert und nachgewiesen, dass die Fischerei nach Krill die antarktischen Meere gefährdet.
Die Selbstverpflichtung der Industrie repräsentiert bezogen auf die Fangmenge etwa 85 Prozent der antarktischen Krillfischerei, so Greenpeace. Dazu gehörten Firmen wie Aker BioMarine (Norwegen), Rimfrost (Norwegen), Insung (Korea), CNFC (China) und Pescachile (Chile). Die Firmen wollten zukünftig beispielsweise bis zu 40 Kilometer große Pufferzonen um brütende Pinguinkolonien einhalten.
Krill wird in der Regel als Fischfutter in Aquakulturen eingesetzt. Die größten Profite macht die Industrie laut Greenpeace jedoch mit Krillöl, das in Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3-Fettsäurepillen verarbeitet wird. Ein Greenpeace-Ernährungsgutachten zeigte jedoch, dass es vegane Alternativen wie angereichertes Leinöl gibt.
Im Oktober entscheidet die Antarktis-Kommission CCAMLR über ein antarktisches Meeresschutzgebiet im Weddellmeer, das fünf Mal so groß wie Deutschland wäre. Der Vorschlag wurde von der vorherigen Bundesregierung auf den Weg gebracht. Die internationale Kommission kann allerdings nur einstimmig beschließen – eine einzige Gegenstimme aus Ländern mit starken Fischereiinteressen würde den Antrag scheitern lassen. Fischereiministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte, die Bundesregierung werde "alles in ihrer Macht Stehende tun, um alle Vorbehalte, die unsere internationalen Partner noch haben mögen, auszuräumen."
Ende Juni hatte der Bundestag die Bundesregierung einstimmig aufgefordert, sich mit allen diplomatischen Mitteln für das Weddellmeer einzusetzen. Weltweit haben bereits 1,7 Millionen Menschen die Greenpeace-Petition an die CCAMLR unterzeichnet, darunter auch Oscar-Preisträger Javier Bardem, der die Greenpeace-Antarktistour begleitet hatte.
Quelle: www.greenpeace.de