Ebadi, die Ende der 90er Jahre auf den Todeslisten der Regierung ihres Landes stand und seit ihrem Nobelpreis 2003 verstärkt Todesdrohungen bekommt, erklärte der BRIGITTE (Erscheinungstermin 29. März), sie habe keine Angst. Angst sei für sie nur ein Instinkt. "Über Angst denke ich nicht nach. Wenn ich aus Angst eine Pause mache, komme ich womöglich nicht wieder in Fahrt. Ich habe der Angst nie erlaubt, Einfluss auf meine Arbeit zu nehmen."
Zur Politik des amtierenden Präsidenten Achmadinedschad sagt Ebadi, die Mehrheit der Iraner verachte die regierenden Hardliner. "Aber sie unterstützen aus Nationalstolz das Atomprogramm. Nationalstolz wiegt schwerer als der Groll gegen ungeliebte Führer." Auf die Frage, wie sie zu einem Präsidenten stehe, der Israel von der Landkarte radieren wolle, erklärte die Teheraner Menschenrechts-Anwältin: "Ich schaue mir das internationale Recht dazu an, und das sagt: Der Präsident eines Staates kann nicht das Existenzrecht eines anderen Staates in Frage stellen."