Berlin. - Neun Verbände aus den Bereichen Umweltschutz und Entwicklungspolitik haben am Dienstag in Berlin den Bericht "So geht Nachhaltigkeit! Deutschland und die globale Nachhaltigkeits-Agenda 2018" veröffentlicht. Der Bericht dokumentiert 17 Vorzeige-Initiativen und Projekte, wie die Gesellschaft in Deutschland und in der Welt sozial gerechter und ökologisch sauberer gestaltet werden kann. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung sollen dadurch greifbar und konkret gemacht werden.
Der Band dokumentiert beispielsweise, wie junge Menschen in Deutschland aus der Armut geholt werden, wie sich ein "Volksentscheid Fahrrad" erfolgreich durchgesetzt hat, wie durch das Modell der GemeindekrankenpflegerInnen auch Leben im globalen Süden gerettet werden kann, wie nachhaltig praktische Nachbarschaftshilfe wirkt, wie Strom, Wasser und Wohnungen durch öffentliche und genossenschaftliche Erzeugung bezahlbar für alle bleibt, welche Wirkung "Bildung für nachhaltige Entwicklung" auf die jüngere Generation haben kann, wie Recht und Gesetz das Klima schützen und welche kreativen Protest- und Widerstandsformen es gibt.
Mit dem Bericht möchten die Herausgeber die Politik aufrütteln und zeigen, in welcher Bandbreite Nachhaltigkeit bereits praktisch umgesetzt wird. Dabei seien für zivilgesellschaftliche und politisch engagierte Organisationen die Bedingungen sehr schwer und die politischen Hürden recht hoch. Das sei umso erstaunlicher, da sich die Bundesregierung mit der Verabschiedung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung 2015 dazu verpflichtet habe, die Agenda 2030 von, mit und durch Deutschland umzusetzen.
"Wir wollen zeigen, dass nachhaltige Politik möglich ist", erklärte Wolfgang Obenland, Koordinator des Berichts vom Global Policy Forum. "Und wir wollen zeigen, wie groß bürgerschaftliches Engagement in vielen Bereichen – von der Verkehrs- über die Energie- bis zur Sozialpolitik – schon heute ist. Dieses Engagement gilt es nun zu unterstützen. Wir wollen die Politik damit aufrütteln und zeigen, was gelingen kann, wenn man die richtigen Ziele vor Augen hat, und dann pragmatisch und strategisch handelt."
Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung, sagte: "Wir halten der Politik den Spiegel vor. Die Politik der Bundesregierung ist noch lange nicht nachhaltig. Gegen deutliche Widerstände aus Politik und Wirtschaft nehmen zivilgesellschaftliche Initiativen und Organisationen immer häufiger Nachhaltigkeit selbst in die Hand. Wir zeigen: Nachhaltigkeit braucht keinen Masterplan oder Belehrung von oben."
"Die Politik sollte die Beiträge der Zivilgesellschaft wahrnehmen und von ihnen lernen", betonte Luise Steinwachs, Vorstandsmitglied des Verbandes Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO). "Wenn wir es schaffen, mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit auf kreative und ganzheitliche Weise zu erreichen, wirkt sich das weltweit für Menschen und Umwelt positiv aus. Auch dafür tragen wir die Verantwortung – neben der konkreten Arbeit in Projekten vor Ort."
Ginger Schmitz von der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung mahnte: "Eine auf kurzfristige Eigeninteressen ausgerichtete Politik kann keinen nachhaltigen Frieden schaffen. Hierfür brauchen wir eine aktive Zivilgesellschaft mit Handlungsspielräumen; lokal, regional und international. Zivilgesellschaftliche Akteure arbeiten vor Ort mit den Betroffenen an der Transformation ihrer Konflikte. Deutschland muss dieses Engagement verstärkt und langfristig fördern, denn Friedensarbeit braucht einen langen Atem. Immer wieder zeigen Beispiele das große Friedenspotenzial zivilgesellschaftlicher Akteure und ihrer Arbeit. Hiervon können wir auch für den Umgang mit Konflikten in unserem eigenen Land lernen und dazu beitragen, einer stärker werdenden Spaltung und Radikalisierung entgegenzuwirken."
Quelle: www.venro.de