oxfamBerlin. - 75 Milliarden US-Dollar weniger als versprochen werden wohlhabende Länder voraussichtlich bereitstellen, um einkommensschwache Länder bei der Bewältigung der Klimakrise zu unterstützen. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam. Anlass sind die informellen Klimagespräche von Staats- und Regierungschefs am Montag im Rahmen der UN-Generalversammlung – ein entscheidender Moment vor dem UN-Klimagipfel im November. Oxfam fordert deutlich mehr Anstrengungen, um das Versprechen zu erfüllen, zwischen 2020 und 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Klimafinanzierung bereitzustellen.

Grundlage von Oxfams Analyse sind die derzeitigen Zusagen und Pläne der Regierungen wohlhabender Länder. Demnach würden diese ihr 100-Milliarden-Ziel nicht nur 2020 verfehlen, sondern es noch nicht einmal bis 2025 erreichen, also fünf Jahre nach dem eigentlich vereinbarten Termin. Nach der Oxfam-Analyse werden die Geberländer im Jahr 2025 nur 93 bis 95 Milliarden Dollar bereitstellen. Über den Zeitraum 2020-2025 würden den Empfängerländern zwischen 68 und 75 Milliarden Dollar an Unterstützung fehlen gegenüber einem Szenario, in dem die Geberländer in allen Jahren ihr Versprechen einhalten.

Die Klimafinanzierung ist einer der Hauptpfeiler des Pariser Abkommens und von entscheidender Bedeutung, um die Klimakrise zu bewältigen. Viele der Empfängerländer sind auf die versprochene Unterstützung angewiesen, um auf saubere Energie umzustellen und sich an die Erderwärmung anzupassen, etwa sich vor Ernteausfällen, zunehmenden Unwettern oder dem steigenden Meeresspiegel zu schützen. Der Handlungsdruck war niemals größer, so Oxfam: Ungewöhnlich heiße und kalte Temperaturen fordern bereits heute jedes Jahr fünf Millionen Todesopfer. 2020 war weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung, fast 100 Millionen Menschen waren von Überschwemmungen, Stürmen und anderen klimabedingten Katastrophen betroffen.

Die Klimakrise könnte wirtschaftliche Verluste verursachen, die doppelt so hoch sind wie die der Corona-Pandemie. Doch die Regierungen reagieren auf diese Menschheitsaufgabe nicht mit der gleichen Dringlichkeit, kritisiert Oxfam: Im Jahr 2020 gaben die EU, das Vereinigte Königreich, die USA, Kanada, Australien und Japan mehr als 14 Billionen US-Dollar für COVID-19-Konjunkturpakete aus – das entspricht dem 143-fachen des Klimafinanzierungsziels.

"Millionen Menschen von Uganda bis Guatemala haben bereits ihr Zuhause, ihren Lebensunterhalt und ihre Angehörigen verloren, weil sie von Monsterstürmen und chronischen Dürren heimgesucht wurden; Zeugnisse einer Klimakrise, die sie kaum verursacht haben. Die wohlhabenden Länder müssen ihr zwölf Jahre altes Versprechen endlich einlösen, einkommensschwache Länder mit 100 Milliarden im Jahr zu unterstützen. Auch Deutschland muss dafür mehr Geld in die Hand nehmen", forderte Jan Kowalzig, Klimaexperte bei Oxfam Deutschland.

Kritikwürdig sei zudem, wie und wofür die wohlhabenden Länder die Klimahilfen bislang bereitstellen: Während der UN-Generalsekretär, Oxfam und andere Organisationen fordern, die Hälfte der Mittel für Klimaanpassung auszugeben, stehen dafür bislang nur etwa ein Viertel bereit. Zugleich wurden 2019 etwa 70 Prozent der Gelder als Darlehen statt als Zuschüsse gewährt, was die Empfängerländer in eine höhere Verschuldung treibt.

Deutschland und Kanada wurden nun beauftragt, neue Geber-Zusagen einzuholen und einen Fahrplan zu erarbeiten, wie sich das 100-Milliarden-Ziel noch erreichen lässt. Einige Länder, darunter die USA, Kanada und Deutschland, hatten zuletzt ihre Zusagen erhöht, wobei auch diese nicht ausreichen, um das Ziel zu erreichen. Auf dem G7-Gipfel im Juni wiederholten die Staats- und Regierungschefs ihre Absicht, die Finanzierungslücke zu schließen, doch Frankreich, Australien und Japan haben bisher keine Steigerung der Klima-Hilfen zugesagt. Mehrere Länder, darunter Italien, Spanien, die Niederlande und Schweden, haben bislang überhaupt keine neuen Zusagen gemacht.

Quelle: www.oxfam.de 


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