kampagne saubere kleidungBerlin. - Nach mehr als sieben Jahren der Mitgliedschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien (Textilbündnis) hat die Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland e.V. (Clean Clothes Campaign Germany) am Mittwoch ihren Austritt erklärt. Das Bündnis könne keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den globalen Bekleidungslieferketten nachweisen, lautet die Begründung. Genau mit diesem Versprechen sei das Textilbündnis 2014 angetreten.

Besonders beim Kernthema der Kampagne, den viel zu niedrigen Löhnen, habe sich der Großteil der Mitgliedsunternehmen jeglichem Engagement verweigert. Die Kampagne für Saubere Kleidung fordert von den Marken- und Einzelhandelsunternehmen andere Einkaufspraktiken: Sie sollen ihren Lieferanten höhere Preise zahlen, um existenzsichernde Löhne für die Beschäftigten in ihren globalen Lieferketten sicherzustellen. Das Textilbündnis widme sich seit Jahren diesem Thema – ohne messbare Ergebnisse.

Eine im Bündnis durchgeführte Wirkungsmessung zu diesem Thema habe keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern können, da sich nicht genügend Mitgliedsunternehmen beteiligten, berichtete die Kampagne. Zudem belegten Recherchen der internationalen Clean Clothes Campaign, dass in der COVID-19-Pandemie Arbeiter*innen, die für Mitgliedsunternehmen, wie beispielsweise Adidas, produzieren, Lohnzahlungen vorenthalten worden seien und sie ausstehende Abfindungen nicht erhalten hätten.

Es fehle zudem die notwendige Verbindlichkeit im Textilbündnis. An einer Bündnis-Initiative zu Löhnen hätten sich nur 13 von 70 Mitgliedsunternehmen beteiligt. Aldi Nord habe die Initiative kurz nach dem Start verlassen, als sich erste Anforderungen für das Unternehmen ergeben hätten. Dies sei völlig folgenlos geblieben, obwohl Aldi Nord vorher schriftlich eine Vereinbarung eingegangen sei. "Löhne, von denen Arbeitende sich und ihre Familien ernähren können, sind ein Menschenrecht, das weltweit gilt. Doch zu viele Mitgliedsunternehmen nutzen jede erdenkliche Ausrede, um sich aus der Verantwortung zu stehlen", sagte Waltraud Waidelich, Vorstandsmitglied der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland.

Obwohl es an Verbindlichkeit mangele und kaum vorzeigbare Fortschritte erkennbar seien, drängten die beteiligten Unternehmensverbände jetzt darauf, die Anforderungen für eine Mitgliedschaft noch weiter zu verwässern. So hätten sie gefordert, den für alle Mitgliedsunternehmen regelmäßig stattfindenden Überprüfungsprozess nur noch freiwillig durchführen zu lassen. Schon jetzt fehle dem Bündnis die Autorität, diese Mitgliedspflicht bei großen Unternehmen durchzusetzen. "Seit einem Jahr verschleppen mehrere große Unternehmen im Textilbündnis, wie etwa H&M, diesen Prozess und entziehen sich damit selbst ihrer einzigen Verpflichtung", kritisierte Isabell Ullrich, Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung.

"Uns fehlt das Vertrauen in ein Bündnis, bei dem die Unternehmenslobby kontinuierlich bremst, während sich die Lebenssituation der Menschen in den Lieferketten gerade in der Corona-Pandemie nochmal dramatisch verschlechtert hat. So ist kein Fortschritt im Bündnis möglich. Nach nun mehr als sieben Jahren sind wir daher zu dem Schluss gekommen, eine Mitarbeit in dieser Konstellation nicht mehr mittragen zu können", resümierte Isabell Ullrich. Stattdessen konzentriere sich die Kampagne für Saubere Kleidung nun auf Kampagnenarbeit zu verbindlichen unternehmerischen Sorgfaltspflichten (Lieferkettengesetze), existenzsichernden Löhnen, sozialer Absicherung und Arbeitsrechten.

Quelle: www.saubere-kleidung.de


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