Berlin. - Das Jahr 2022 wurde in der Öffentlichkeit als außergewöhnlich ereignisreich wahrgenommen. Medien griffen in ihren Jahresrückblicken häufig den Begriff der "Zeitenwende" auf, um das dominierende Thema des Jahres, den Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen, zu beschreiben. Wenig bis keine Beachtung fanden dagegen zahlreiche Krisen und Katastrophen, die sich im Globalen Süden ereigneten.
Die Untersuchung "Der getrübte Rückblick" von Ladislaus Ludescher von der Goethe-Universität Frankfurt am Main zeigt, dass während ca. 85 Prozent der Weltbevölkerung in den Ländern des Globalen Südens leben, in den untersuchten Jahresrückblicken im Durchschnitt lediglich etwa 11 Prozent des Gesamtumfangs der Beiträge auf sie entfielen. Während also 15 Prozent der Weltbevölkerung mehr als 85 Prozent der medialen Aufmerksamkeit genießen, erhalten 85 Prozent der Weltbevölkerung weniger als 15 Prozent der medialen Wahrnehmung.
Die Analyse zeigt außerdem, dass der Globale Süden in der Regel in den Medien nicht nur kaum thematisiert wird, sondern auch, dass wenn Beiträge erscheinen, diese fast ausschließlich über negative Ereignisse berichten. "Pointiert lässt sich zusammenfassen", so Ludescher: "Es wird über den Globalen Süden sehr wenig berichtet und wenn über ihn berichtet wird, dann negativ. Das Fehlen von positiven Beispielen verringert aber die Rezeption des Globalen Südens im sogenannten Westen auf negativ gefärbte monoperspektivische Erzählungen."
=> Analyse "Der getrübte Rückblick"
Quelle: www.ejo-online.eu