KalaturaColombo (epo). - Die Augen der Überlebenden sind ausgebrannt, "wie Asche", oder sie glühen, schauen hektisch hin und her. Bei der geringsten Veränderung des Geräuschpegels, der ständig vom Ozean zu hören ist, bleiben sie wie erstarrt stehen und blicken Richtung Meer, oder sie verfallen in Panik und rennen weg. Diese und ähnliche Eindrücke konnte Privatdozent Dr. Günter H. Seidler, Leiter der Sektion Psychotraumatologie im Psychosozialen Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg, gewinnen, als er in Begleitung eines Mitarbeiters des Südasien-Institutes der Universität Heidelberg vom 18. bis 30. März die durch den Tsunami verwüsteten Gebiete in Sri Lanka bereiste. Dort wurden rund 31.000 Tote, 5.000 Vermisste und 1.5 Millionen Obdachlose registriert.

"Es ging darum, festzustellen, wie die psychotraumatologische Situation der Betroffenen ist, welche Hilfsmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung stehen und was an psychotraumatologischer Hilfe weiter benötigt wird", berichtet Dr. Seidler.

Für Dr. Seidler ist es klar: Gegenwärtig steht die Wiederherstellung der Infrastruktur, der Aufbau der Häuser, die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und die Möglichkeit zu selbstverdientem Einkommen für die Betroffenen an erster Stelle. Die Kinder klagen über mangelnde Schulbücher und fehlende Schulräume. Die Betroffenen sind entweder in Lagern untergebracht, oder sie sind ins Landesinnere geflüchtet, und keiner weiß genau, wo sie dort geblieben sind.

Sorge der Bevölkerung über Verwendung der Spendengelder

Der Wiederaufbau der zerstörten Hütten wird erschwert durch eine Vorgabe der Regierung, nach der in einem Küstenstreifen von 100 Meter Breite zum Strand nicht wieder gebaut werden darf. Diese Beschränkung gilt allerdings nicht für die Renovierung beschädigter Hotels oder für deren Neubau. In der Bevölkerung herrscht deshalb Verzweiflung: Man weiß, dass es ein riesiges Spendenangebot gibt, hat aber den Eindruck, dass die Spenden überwiegend für den Aufbau einer touristischen Infrastruktur verwendet werden sollen. Selbst wenn einem Fischer, fernab vom Strand, neues Land zugewiesen wird, ermöglicht ihm das nicht die Fortsetzung seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit.

Kalatura, Sri Lanka

Nach Einschätzung von Dr. Günter H. Seidler wird psychotraumatologische Hilfe erst dann in größerem Umfange angefordert werden, wenn die grundlegenden, existentiellen Lebensnotwendigkeiten ausreichend zur Verfügung stehen. Für die Zwischenzeit gilt es, Strukturen und Kooperationen zu schaffen. Im Lande selbst sind kompetente Einzelpersonen und Hilfsorganisationen vorhanden. Sie bedürfen aber der Schulung und des Trainings. Dr. Seidler hält es für sinnvoll, die vorhandenen, einheimischen Berufsgruppen zu trainieren, damit diese ihrerseits die notwendige psychotraumatologische Hilfe anwenden können.

[Foto: Eine zerstörte Straßenbrücke in Kalutara. ? Uni Heidelberg]

 Universitätsklinikum Heidelberg


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