DNRBerlin (epo.de). - Um mit Atomstrom die Hälfte der globalen Energieerzeugung zu decken, müssten 2.100 Atomkraftwerke neu gebaut und fünf Billionen Euro vor allem in Entwicklungsländern investiert werden. Die heute bekannten Uranvorräte würden aber schon nach 18 Jahren zur Neige gehen. Dies geht aus der Studie "Atomenergie - Retter des Klimaschutzes?" hervor, die der Deutsche Naturschutzring (DNR) am Donnerstag in Berlin vorlegte. Der DNR reagierte damit auf Forderungen der Internationalen Energieagentur IEA, der Atomkonzerne und der Industrie nach einem verstärkten Einsatz der Atomenergie aus Gründen des Klimaschutzes.

"Damit Atomstrom die Hälfte statt der heutigen 16 Prozent der globalen Stromerzeugung übernehmen könnte, müssten zu den bisherigen 442 AKW weitere 2.100 AKW zu je 1.000 MW neu installiert werden, ein wahres Horrorgemälde", sagte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen.

In seiner vom Atomexperten Prof. Klaus Traube verfassten Studie weist der DNR darauf hin, dass der größte Teil dieser Atomkraftwerke vor allem in den Entwicklungsländern gebaut werden und dafür etwa 5 Billionen Euro aufgebracht werden müssten. Heute seien in den Entwicklungsländern mit 80% der Weltbevölkerung nur 4% der Atomenergiekapazitäten installiert, überwiegend in China und Indien. Der Anteil des Atomstroms dort betrage aber weniger als 3% des Stromverbrauches.

Knapp zwei Drittel der AKW-Kapazität entfallen laut DNR auf nur vier Staaten: USA, Frankreich, Japan und Deutschland. Atomexperte Traube verwies darauf, dass die heutigen 442 AKW 66.800 Tonnen Uran pro Jahr benötigen. Beim Zubau weiterer 2.100 AKW bis zum Jahre 2030 wären bei Berücksichtigung eines verbesserten Wirkungsgrades 260.000 Tonnen jährlich erforderlich. Die Reichweite der bekannten Uranvorräte würde sich von heute 70 auf nur noch 18 Jahre reduzieren.

In Deutschland betrug der Anteil des Atomstroms an der Stromerzeugung im vergangenen Jahr (2005) 26,3%. Strom deckte aber nur 20,4% des Endenergieverbrauchs, Atomstrom mithin nur 5,4% des Endenergiebedarfs. Atomenergie könne vor allem durch Effizienzmaßnahmen bei der Energieerzeugung und -verwendung problemlos ersetzt werden, etwa durch die Verdoppelung des Anteils der Kraft-Wärme-Koppelung an der Stromerzeugung von derzeit 11 auf 22 % bis 2012, so der DNR.

Der DNR forderte eine Energieeffizienzstrategie der Bundesregierung mit dem Ziel, den Energieverbrauch pro Jahr um mindestens 3% zu reduzieren. Bis 2020 könnte der heutige viel zu hohe Energieverbrauch nahezu halbiert werden. Die restliche Energieversorgung könne dann vorwiegend mit erneuerbaren Energien gedeckt werden.

DNR


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