Solidarische Ökonomie ist mehr als ein Kind der Not - das wurde beim Kongress am Wochenende in über 100 Veranstaltungen deutlich. Es gehe nicht einfach darum, die neue Ungleichheit und Unsicherheit im Zuge der neoliberalen Globalisierung erträglicher zu machen, so die Überzeugung der VeranstalterInnen. Vielmehr eröffneten Projekte Solidarischer Ökonomie den beteiligten Menschen neue Handlungsspielräume, erfinden eine neue Form der Wirtschaft und fordern ihre sozialen Rechte ein.
Die politischen Rahmenbedingungen für diesen Wirtschaftssektor sind in Deutschland im internationalen Vergleich denkbar schlecht. Anders als in Ländern wie Frankreich, Italien, Brasilien und Venezuela fehle eine aktive politische Unterstützung, kritisierten die ReferentInnen bei verschiedenen Veranstaltungen. Genossenschaften würden im Vergleich zu anderen Rechtsformen sogar benachteiligt. Unterstützung für Betriebsübernahmen durch die Belegschaft gebe es weder von der Politik noch von den Gewerkschaften.
Initiiert durch diesen Kongress werde es ein erweitertes Bildungsangebot für Solidarische Ökonomie geben, hoffen die VeranstalterInnen. Auf dem Kongress haben sich Lehrende mehrerer Universitäten zusammengeschlossen, um entsprechende Angebote auf den Weg zu bringen.
Der Trägerkreis des Kongresses will seine Arbeit fortsetzen, die Diskussion zu Solidarischer Ökonomie verstetigen und in etwa zwei Jahren erneut eine Großveranstaltung organisieren. Der Kongress soll angesichts des großen Interesses zu einer Institution werden.