GfBVGöttingen (epo.de). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einem Zusammenbruch des Friedensprozesses im Südsudan gewarnt. "Wenn die internationale Gemeinschaft weiterhin zur Verletzung des Friedensabkommens im Südsudan schweigt, ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch dort der Krieg erneut ausbricht", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.

"Neben dem Ringen um ein Ende des Völkermordes in Darfur darf die sich immer mehr zuspitzende Lage im Südsudan nicht länger vernachlässigt werden", forderte Delius. Bei neuen Kämpfen zwischen der sudanesischen Armee, mit ihr verbündeten südsudanesischen Milizen und der südsudanesischen Widerstandsbewegung SPLA waren in den vergangenen drei Tagen mehrere hundert Menschen in Malakal getötet worden.

Die sudanesische Regierung verstoße systematisch gegen ein im Januar 2005 unterzeichnetes Friedensabkommen, und die Spannungen im Süden des Landes nähmen stetig zu, erklärte die GfbV. Südsudanesische Politiker kritisierten, dass zahllose Maßgaben des Abkommens auch fast zwei Jahre nach seiner Unterzeichnung von Khartum noch immer nicht umgesetzt worden seien. Insbesondere kritisieren sie die mangelnde Transparenz der staatlichen sudanesischen Ölwirtschaft und werfen Khartum vor, den Südsudan um einen fairen Anteil an den Erlösen aus der Förderung des Erdöls im Südsudan zu prellen.

Gemäß dem Friedensabkommen sollten Nord- und Südsudan jeweils 50 Prozent der Öl-Einnahmen erhalten. Zwar werde der südsudanesischen Provinzregierung ein Teil der Erlöse überwiesen, so die GfbV. Doch südsudanesische Politiker verdächtigten Khartum, den wahren Umfang der Einnahmen aus dem Ölgeschäft geheim zu halten. Vergeblich hätten sie bislang gefordert, alle Vertragsklauseln der Öl-Lieferverträge öffentlich zu machen.

Der Frieden im Südsudan werde auch durch marodierende südsudanesische Milizen gefährdet, die im Auftrag der sudanesischen Armee operierten, berichtete die GfbV. Während des Völkermordes, dem mehr als 2,5 Millionen Südsudanesen zum Opfer fielen, habe Khartum mit diesen Milizen die Zivilbevölkerung systematisch verfolgen und massakrieren lassen. Diese Milizen seien auch mit dem Schutz der Öl-Fördereinrichtungen betraut gewesen.

Die Zukunft der rund 20.000 Milizionäre ist nach Angaben der GfbV noch immer ungeklärt. Überfälle von Angehörigen dieser Milizen gefährdeten massiv die Sicherheit im Südsudan. So seien im September 2006 mindestens 38 Zivilisten von mutmaßlichen Milizionären getötet worden. Weitere 23 Menschen seien Mitte November innerhalb von nur einer Woche bei Überfällen Bewaffneter ermordet worden.

 GfbV


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