oecdBerlin (epo.de). - Menschen mit Migrationshintergrund haben es auf dem deutschen Arbeitsmarkt deutlich schwererer, eine angemessene Beschäftigung zu finden als Personen ohne Migrationshintergrund. Dies ist zum Teil auf das geringere Bildungsniveau von Migranten zurückzuführen. Doch auch bei gleicher Bildung schneiden Migranten und deren Kinder deutlich schlechter ab als die übrige Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt die OECD-Studie "Jobs for Immigrants - Labour Market Integration in Australia, Denmark, Germany and Sweden", die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Insgesamt hat die Beschäftigung von Migranten laut OECD seit Anfang der 90er Jahre deutlich stärker abgenommen als bei der übrigen Bevölkerung in Deutschland. Gleichzeitig sind die Schwankungen aufgrund von Konjunktureinflüssen deutlich ausgeprägter. "Migranten müssen mit einer deutlich geringeren Beschäftigungsstabilität leben als Menschen ohne Migrationshintergrund. Gleichzeitig ist der gegenwärtige Aufschwung am Arbeitsmarkt jedoch eine Chance für eine bessere Integration von Migranten", sagte Thomas Liebig, Migrationsexperte im OECD-Direktorat für Arbeit- und Sozialpolitik und Mitautor der Studie.

Nur in wenigen Ländern ist die Qualifikationsstruktur der Zuwanderer im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung so ungünstig wie in Deutschland, so die OECED-Studie. Dies sei ein Grund für die schlechteren Arbeitsmarktergebnisse von Migranten - jedoch nicht der einzige, denn auch hochqualifizierte Migranten tun sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer. So liege die Beschäftigungsquote von Zuwanderern mit geringer Qualifizierung bei rund 45 Prozent und damit sogar fünf Prozentpunkte höher als Personen mit vergleichbarer Qualifikation, die in Deutschland geboren wurden. Bei zugewanderten Hochschulabsolventen liege sie hingegen nur bei 68 Prozent gegenüber einer Beschäftigungsquote von 84 Prozent bei in Deutschland geborenen Akademikern.

Entsprechend liegt die Arbeitslosenquote bei zugewanderten Akademikern fast dreimal so hoch wie bei Akademikern ohne Migrationshintergrund (12.5 Prozent im Vergleich zu 4.4 Prozent - Zahlen von 2003/2004). Innerhalb der OECD ist dieser Unterschied nur in Belgien und Dänemark ähnlich stark ausgeprägt. Das gleiche Problem gilt auch für in Deutschland geborene Kinder von Migranten. Selbst wenn diese Menschen ihre komplette Ausbildung in Deutschland absolviert haben, sind ihre Beschäftigungschancen geringer als für Personen ohne Migrationshintergrund mit dem gleichen Bildungsniveau.

"Migranten und deren Kinder verfügen über weniger Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern als die übrige Bevölkerung. Zudem kann Diskriminierung gegen Personen mit Migrationshintergrund eine Rolle spielen", so Liebig zu den Ursachen dieses Befundes. Trotz erheblicher Verbesserungen im Bereich der Integration in den vergangenen Jahren sollte Deutschland diese Nachteile noch entschlossener ausgleichen, fordert die OECD.

"Um Diskriminierung zu bekämpfen, kann auch ein verantwortungsvoller öffentlicher Diskurs einen wichtigen Beitrag leisten", so Liebig. Hier sind auch die Medien gefordert. Um für Menschen mit Migrationshintergrund den fehlenden Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern herzustellen, könnten speziell auf Migranten zugeschnittene Praktikumsprogramme helfen. Dänemark aber auch Schweden hätten positive Erfahrungen mit solchen Programmen. Gerade für Neuzuwanderer stelle der frühe Kontakt zum Arbeitsmarkt einen entscheidenden Integrationsschritt dar. Dies sollte auch in den Integrationskursen stärker berücksichtigt werden.

www.oecd.org/berlin


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