fianBerlin (epo.de). - Die Menschenrechtsorganisation FIAN und die Entwicklungsorganisation Germanwatch haben einen Bundestagsantrag der CDU und der SPD kritisiert, der die geplanten Wirtschafts-Partnerschaftsabkommen (EPA) als Instrumente für Entwicklung, Armutsbekämpfung und Stabilität in den Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik (AKP) lobt. FIAN und Germanwatch vermissen dabei eine ernsthafte Folgenabschätzung der EPAs und eine realistische Bewertung des aktuellen Verhandlungsstands.

"Nur wenige AKP-Staaten haben bisher Zustimmung signalisiert. Die Erwartung der Koalition, dass alle sechs Regionen bis Ende des Jahres ein Abkommen unterzeichnen, ist pures Wunschdenken", erklärte Kerstin Lanje, Handelsreferentin von Germanwatch. "Die Strategie 'Augen zu und durch' ist spätestens seit dem Lissabon-Gipfel klar gescheitert."

GermanwatchDie Organisationen widersprechen der Behauptung der Koalition, die EU habe die Bedenken der AKP-Staaten und der Zivilgesellschaft weitgehend aufgegriffen. Noch in der vergangenen Woche hatten zahlreiche NRO Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) gebeten, auf eine substanzielle Änderung der EU-Position in den EPA-Verhandlungen hinzuwirken. Die AKP-Staaten müssten die Möglichkeit haben, ihre Märkte mindestens vor 40 Prozent der europäischen Importe zu schützen, statt der bisher eingeräumten 20 Prozent. Für sensible Produkte müssten auch Zollerhöhungen und mengenmäßige Begrenzungen möglich sein.

"Wegen niedriger Zölle werden viele Bauern schon jetzt durch Billigimporte vom Markt verdrängt. Wenn die EU eine Festschreibung oder Senkung der Zölle verlangt, wird ein wirksamer Schutz des Rechts auf Nahrung dort nicht mehr möglich sein", warnte Armin Paasch, Handelsexperte von FIAN Deutschland. "Der Verweis auf Menschenrechte und Armutsbekämpfung bleibt in dem Antrag leider rhetorische Begleitmusik ohne Substanz." Irreführend sei auch die Einschätzung, EPAs förderten die regionale Integration. Anstatt den Konsens der gesamten Region abzuwarten, schließe sie Abkommen mit einzelnen Mitgliedern und untergrabe bestehende Ansätze regionaler Integration.

Auf einer Konferenz von Germanwatch, der niederländischen Entwicklungsorganisation Both ENDS, FIAN und der UK Food Group hatten Bauern und NRO aus Ghana, Sambia, Uganda und Europa in den vergangenen Tagen in Berlin eine Zwischenbilanz der Verhandlungen gezogen. "Zur Entwarnung gibt es für uns keinen Grund. Wir werden uns solange gegen EPAs wehren, bis sie tatsächlich die Entwicklungsanliegen unserer Länder aufgreifen", erklärte Adam Nashiru, Bauernpräsident aus Ghana. "In Lissabon hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel noch eine Flexibilisierung der EU-Position in Aussicht gestellt. Im Koalitionsantrag kann ich das nicht mehr wieder erkennen", sagte Burghard Ilge von der niederländischen Entwicklungsorganisation Both ENDS.

www.fian.de
www.germanwatch.org


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