Bonn/Shebergan (epo.de). - Nach Einschätzung der Welthungerhilfe bleibt die Lage der Bevölkerung in den nördlichen Provinzen Afghanistans dramatisch. Schon seit Wochen leiden die Menschen dort unter einer ungewöhnlich langen und schweren Kälteperiode. Nach Angaben der afghanischen Katastrophenbehörde sind bereits 503 Menschen - vor allem Kinder und Ältere - wegen der Kälte gestorben. "Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, denn es gibt kein Sterberegister und viele Regionen sind unzugänglich", sagte Uwe Hermann, Projektleiter der Welthungerhilfe in der Provinz Jawzjan. Die Welthungerhilfe hat rund 25.000 der am schlimmsten betroffenen Menschen mit Decken, Stiefeln, Socken, Speiseöl, Zucker und Mehl versorgt. Mindestens weitere 25.000 erhalten in den nächsten Tagen solch ein Nothilfepaket. "Das Elend in dieser Gegend ist immer schon unbeschreiblich", erklärte Hermann, der einen Teil der Verteilungen organisiert. "Weil jetzt der Winter so lange dauert, sind die Vorräte erschöpft. Die Menschen haben nichts mehr zu essen für sich und ihr Vieh, das Heizmaterial ist ausgegangen, sie sind ausgemergelt und frieren."
Wie Hermann weiter berichtete, wurden etliche Fälle von Selbstmord unter Familienoberhäuptern bekannt. "Die Verzweiflung darüber, dass sie ihre Angehörigen nicht mehr versorgen können, scheint sie zu diesem furchtbaren Schritt zu zwingen." Bewundernswert sei allerdings die Solidarität unter den Menschen. "Familien, die noch Brennmaterial haben, lassen Kinder der Nachbarn bei sich aufwärmen", berichtete der Projektleiter. Positiv mache sich auch die im Rahmen des nationalen Solidaritätsprogramms geschaffene Infrastruktur wie Brunnen und Straßen bemerkbar. "Aber wenn man barfüßige Kinder in einer Ecke kauern sieht, das zerreißt einem das Herz. Wir hoffen, dass wir noch vielen Menschen helfen können."
Die Welthungerhilfe bitte um Spenden für die Kälteopfer in Afghanistan:
Welthungerhilfe
Kontonummer 1115
Sparkasse KölnBonn
BLZ 370 501 98
Stichwort: Nothilfe Afghanistan
