Unterernährtees Kind in Darfur. Foto: IRINBerlin (epo.de). - Fünf Jahre nach Beginn der Darfur-Krise haben elf deutsche Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen an die Bundesregierung und die Europäische Union appelliert, sich deutlich aktiver als bisher für ein Ende des Konflikts in der sudanesischen Krisenprovinz einzusetzen. Der Konflikt koste täglich 75 Kinder unter fünf Jahren das Leben, erklärten die NGOs am Freitag in Berlin. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warf China vor, neue Hightech-Waffen an den Sudan zu liefern und so den Völkermord zu schüren.



Eine gemeinsame Erklärung der NGOs, die unter anderem von amnesty international, terre des hommes, der Welthungerhilfe und dem Deutschen Komitee für UNICEF unterzeichnet wurde, macht insbesondere auf das Schicksal der etwa zwei Millionen Kinder aufmerksam, die unter Kriegsbedingungen aufwachsen.

Etwa 75 Kinder unter fünf Jahren sterben täglich an den Folgen der Krise, so die Erklärung. Der Anteil der akut unterernährten Kinder sei innerhalb eines Jahres von 12,9 Prozent auf 16,1 Prozent gestiegen. Damit sei die offizielle Marke eines UN-Notstandes überschritten.

Etwa die Hälfte aller Kinder im Schulalter hat nach Angaben der Hilfsorganisationen zudem keinen Zugang zu Schulbildung, rund 7.000 Kindersoldaten dienen in bewaffneten Gruppen und vor allem Mädchen sind permanent von sexueller Gewalt bedroht.

Die Erklärung wurde unterzeichnet von amnesty international, Deutsche Sektion; Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER e.V.); Darfur Hilfe e.V.; Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen; Deutsches Komitee für UNICEF; Genocide Alert; Gesellschaft für bedrohte Völker; Save the Children Deutschland; Stiftung Nord-Süd-Brücken; terre des hommes; Welthungerhilfe.

CHINA SCHÜRT KONFLIKT

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat China am Freitag vorgeworfen, den Sudan mit neuen Waffenlieferungen hochzurüsten und so den Völkermord in Darfur zu schüren. So habe China in den letzten Monaten mindestens sechs A-5 Kampfjets sowie FN-6 Boden-Luft-Lenkwaffensysteme an den Sudan geliefert. Dies belegten einem Bericht des Herausgebers der kanadischen Zeitschrift Kanwa Defense Review Monthly zufolge Satellitenaufnahmen sudanesischer Luftwaffenbasen sowie die Auswertung von Videomaterial von Militärparaden.

"China beansprucht zwar einen Status als Weltmacht, übernimmt aber keine Verantwortung für die Eindämmung des schlimmsten Völkermordes der Gegenwart", kritisierte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Mit der Lieferung neuer Kampfflugzeuge ermöglicht die Volksrepublik dem Sudan, seine menschenverachtenden Bombardements der Zivilbevölkerung in Darfur auszuweiten."

Bislang seien alte Antonow-Transportflugzeuge aus sowjetischer Produktion für die Zerstörung hunderter Dörfer im Westen des Sudan eingesetzt worden, so die GfbV. Bei solchen Luftangriffen seien zuletzt im Februar/März 2008 mehr als 100 Dorfbewohner getötet und 30.000 Menschen vertrieben worden.

Noch im März 2008 hatte das chinesische Außenministerium geleugnet, für die Bewaffnung des Sudan verantwortlich zu sein. Doch 2004 bis 2006 soll die Volksrepublik leichte Waffen im Wert von 55 Millionen US-Dollar an den Sudan verkauft haben, berichtet die GfbV. Dies seien 90 Prozent der vom Sudan in diesem Zeitraum importierten leichten Waffen gewesen, wurde Peking vorgeworfen.

China gilt als engster Verbündeter der sudanesischen Regierung in Khartum. Zwei Jahre nach Beginn des Konflikts in Darfur hatten China und der Sudan im Jahr 2005 ein Militärabkommen abgeschlossen, das Militärhilfe und Rüstungslieferungen im Wert von 80 Millionen US-Dollar umfasste. Im Gegenzug, so die GfbV, ist China heute der wichtigste Handelspartner des Sudan. Zwei Drittel seiner Exporterlöse werden mit der Volksrepublik erzielt. Rund 80 Prozent des im Sudan geförderten Öls werden nach China ausgeführt.
 
"Als Gegenleistung deckt Chinas Führung systematisch die Verantwortlichen des Völkermordes in Darfur", sagte Delius. "Mit allen Mitteln verhindert Peking, dass Sanktionen gegen den Sudan verhängt werden und der politische Druck auf Khartum verstärkt wird." Im Vorfeld der Olympischen Spiele betone China sein Engagement für Frieden in Darfur, lasse den Worten jedoch keine Taten folgen.

[Foto: Malnourished child in al-Junaynah, Western Darfur, July 2004. - Copyright © by Claire Mc Evoy/IRIN - www.irinnews.org]

» www.crisisaction.org
» www.gfbv.de


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