Heidelberg/Brasilia (epo). - Rund 12.000 Landlose haben in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia die Regierung zur Umsetzung einer umfassenden Agrarreform aufgefordert. Die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN und die Kleinbauernbewegung La V?a Campesina unterstützten den "Marsch der Landlosen", der von der Landlosen-Bewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) organisiert wurde. Der Marsch hatte am 2. Mai in Goiana begonnen. Viele Bauern haben zu Fuß bis zu 200 Kilometer zurück gelegt.
Mit diesem zweiten landesweiten Marsch forderten mehrere Organisationen und soziale Bewegungen die brasilianische Regierung auf, ihr Versprechen einer umfassenden Agrarreform umzusetzen. Konkret verlangten sie von Präsident Lula, bis Ende 2006 430.000 landlose Familien anzusiedeln, wie es der offizielle Nationale Agrarreform vorsieht; insbesondere die Legalisierung aller Territorien von Indigenen und den Nachfahren afrikanischer Sklaven (Quilombolas) dulde keinen Aufschub. Darüber hinaus setzen sich die Landlosen für einen wirtschaftspolitischen Richtungswechsel ein, z.B. zusätzliche Haushaltsmittel für die Schaffung von Arbeitsplätzen statt für den Schuldendienst, die Senkung der Leitzinsen (von derzeit 19,50 Prozent) und die Verdopplung des gesetzlichen Mindestlohns.
"Zur Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung ist es unerlässlich, dass die brasilianische Regierung die versprochene Agrarreform umsetzt und den Menschen Zugang zu Land und anderen produktiven Ressourcen verschafft", erklärte Wilma Strothenke von FIAN International. Mit Verweis auf die menschenrechtlichen Verpflichtungen des brasilianischen Staates unterstützt die weltweite Agrarreform-Kampagne von FIAN und La V?a Campesina die Bewegung der Landlosen in ihrem Einsatz für die Agrarreform.
Zugleich forderte die Kampagne von der Weltbank, ihre marktorientierte Agrarpolitik aufzugeben; diese sehe keine Enteignung von brachliegendem Großgrundbesitz vor, sondern unterstütze lediglich den Verkauf von Land an die Landlosen. "Die Umsetzung dieser marktgestützten Landreform wird den Erfordernissen des Menschenrechts auf Nahrung nicht gerecht", so Vilmar Schneider, Lateinamerikareferent von FIAN International.