Kinder in Äthiopien. Foto: epo.de Archiv

New York/Köln (epo.de). - In keinem anderen Bereich der Gesundheitsversorgung ist die Kluft zwischen wohlhabenden Ländern und armen Weltregionen so groß wie bei der medizinischen Versorgung von werdenden Müttern. Zu dieser Einschätzung kommt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) in seinem neuen Jahresbericht "Zur Situation der Kinder in der Welt 2009", der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Dem Bericht zufolge sterben täglich 1.500 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt. Frauen in den ärmsten Ländern der Welt haben ein dreihundert Mal höheres Risiko, an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt zu sterben als in den Industrieländern.

UNICEF zufolge sterben jedes Jahr schätzungsweise 530.000 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Darunter sind rund 70.000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. 99 Prozent dieser Todesfälle entfallen auf die Entwicklungsländer – zwei Drittel allein auf zehn Länder. Am höchsten ist das Risiko für Frauen in Afrika (265.000 Todesfälle) und Südasien (187.000 Todesfälle). Die Geburt und die ersten vier Lebenswochen sind auch für die Kinder kritisch. Nahezu ein Drittel aller Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren entfallen auf diesen Zeitraum.

Die Frauen sterben qualvoll an Blutungen, Infektionen, Vergiftungen und Geburtskomplikationen oder an den Folgen unsachgemäßer Abtreibungen, berichtet das UN-Kinderhilfswerk. Lebensgefährlicher Bluthochdruck, Eisenmangel, HIV-Infektionen, zu frühe oder zu kurz aufeinander folgende Schwangerschaften sowie Überarbeitung tragen zum hohen Risiko bei. Auch wenn sie überleben, tragen Millionen Frauen lebenslange Beschwerden und gesundheitliche Schäden davon.

"Seit 1990 starben zehn Millionen Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt", erklärte UNICEF-Direktorin Ann Veneman anlässlich der Vorstellung des UNICEF-Jahresberichts. "Um das Leben der Mütter und der Neugeborenen zu retten, bedarf es mehr als medizinischer Hilfe. Mädchenbildung ist entscheidend, um die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen zu verbessern." Untersuchungen zeigten, dass 80 Prozent der Todesfälle verhindert werden könnten, wenn Schwangere Zugang zu einer kontinuierlichen medizinische Grundversorgung hätten.

ARME MÜTTER OHNE HILFE

Weil es zu wenig Geburtsstationen, Hebammen oder medizinisches Fachpersonal gibt, bringen mehr als 60 Prozent der Frauen in Afrika und in Asien ihre Kinder zu Hause zu Welt – oftmals unter unhygienischen Bedingungen. Die meisten sind dabei ganz auf sich gestellt. Bei mehr als der Hälfte dieser Geburten ist kein Fachpersonal anwesend.

Viele Schwangere sind schlecht ernährt und müssen bis zur Geburt hart arbeiten. Nur wenige haben die Möglichkeit, wie von UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation empfohlen vier Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, um rechtzeitig mögliche Komplikationen zu erkennen.

Je jünger eine Schwangere ist, desto höher ist das Risiko für sie und ihr Baby. Bis heute werden jedoch in Südasien nahezu die Hälfte aller Mädchen und im südlichen Afrika nahezu 40 Prozent vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet.

REGIERUNGEN MÜSSEN MEHR INVESTIEREN

UNICEF ruft mit seinem Jahresbericht dazu auf, den Kampf gegen die Müttersterblichkeit zu verstärken. Die Regierungen müssten mehr investieren, um die Gesundheitssysteme für die ärmsten Familien in den Entwicklungsländern zu stärken. Besonders wichtig sei es, die Ausbildung von Hebammen, Ärzten und medizinischem Personal auszuweiten und Anreize zu schaffen, dass diese auch in ländlichen Regionen arbeiten.

Gleichzeitig ruft UNICEF dazu auf, nachhaltig gegen Kinderheiraten, Diskriminierung und Gewalt gegen Mädchen und Frauen vorzugehen und ihre Rechte zu stärken. Mädchen und Frauen brauchten Wissen und Selbstbewusstsein, um in Fragen der Partnerschaft, Sexualität, Gesundheit und Familienplanung mitzubestimmen.

 


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