Jakkie Cilliers. Foto: ISSBerlin (epo.de). - Die Welt im Jahr 2025: Eine Ära des Friedens und globalen Wohlstandes hat begonnen. Die USA sind noch immer die dominierende militärische Supermacht, aber politisch gesehen ist die Welt multipolarer geworden und wirtschaftlich spielen China, die USA und Europa die wichtigsten Rollen. Afrika ist mehr oder weniger "Zaungast" dieser globalen Veränderung, aber der Kontinent hat sich beträchtlich entwickelt und eine wichtige Rolle dabei gespielt, dass es so gekommen ist. Dieses Szenario stammt von Prof. Dr. Jakkie Cilliers, dem Direktor des Institute for Security Studies (ISS) in Südafrika. Er stellte seine Forschungen jetzt in Berlin vor.

Cilliers, dessen Institut Anfang der 90er Jahre eine bedeutende Rolle bei der Transformation der südafrikanischen Armee in eine demokratisch kontrollierte Institution spielte, sprach auf Einladung der CSU-nahen Hans Seidel Stiftung (HSS) und der CDU/CSU-Arbeitsgruppe Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Mittwoch nachmittag vor einer Expertenrunde in Berlin. Die Entwicklung der nächsten 20 Jahre beschreibt er mit den Worten: "It's not the decline of the West, it's the rise of the rest."

In Afrika sieht er eine dynamische Entwicklung im Gange, und er zeichnet trotz aller Probleme ein "positives Bild". Der Kontinent weist nach Asien die zweihöchste wirtschaftliche Wachstumsrate aller Weltregionen auf, und diese Entwicklung setzte noch vor dem Rohstoffboom der letzten Jahre ein. Afrika wird zunehmend für ausländische Investoren attraktiv. Ein Teil dieser Entwicklung wird durch das hohe Bevölkerungswachstum - Afrikas Bevölkerung wird von derzeit 950 Millionen bis zum Jahr 2025 auf rund zwei Milliarden anwachsen - gebremst. Andererseits sind Bevölkerungswachstum und Urbanisierung von jeher wichtige Wachstumsmotoren.

Die Zahl bewaffneter Konflkte ist seit 1991 global rückläufig. Entscheidenden Anteil daran hat Afrika, wo trotz heftiger Kriege und Auseinandersetzungen wie in der Demokratischen Republik Kongo oder in der sudanesischen Krisenprovinz Darfur die Zahl der Todesopfer infolge von Konflikten um die Hälfte gesunken ist:

Konflikte 1945-2008


Ein entscheidender Faktor wird aus der Sicht von Cilliers der Klimawandel, der im Verein mit der derzeitigen Finanzkrise sehr negative Folgen für Afrika heraufbeschwört und die Zahl der extrem Armen wieder ansteigen lässt. Doch die "strukturellen Trends" in Afrika, so seine Analyse, "sind positiv". Weil sich aber schlechte Nachrichten besser verkaufen als gute ("bad news sells"), ist diese Botschaft noch nicht auf breiterer Basis in der Welt angekommen.

AFRIKA WIRD SICH ENTWICKELN

"Africa will develop", ist Cilliers überzeugt. Mit dazu beitragen kann aus seiner Sicht eine Entwicklungshilfe, die vor allem auf die Verbesserung der Infrastruktur und der Bildung abzielt. Denn auch wenn Afrika die höchste Wachstumsrate (rund 130% pro Jahr) bei der Nutzung von Mobilfunk aufweist: Ohne ausreichende Verkehrs- und Energie-Infrastruktur und eine industrielle Basis hat sich noch kein Land entwickelt.

Christian Ruck, für die CSU-Fraktion im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ), bezweifelt, ob die Entwicklungshilfe für Afrika effektiv genug eingesetzt wird. Seit 1960 hätten die afrikanischen Länder rund 625 Milliarden US-Dollar an staatlichen Entwicklungshilfeleistungen (ODA) erhalten, rechnet Cilliers vor. "Eine kleine Summe", sagt er, die die Kriegskosten der USA im Irak gerade einmal neun Monate lang abdecken kann.

Außerdem: Der Westen bestimmt die Regeln des Welthandels. Gemessen an den ökonomischen Schäden, die afrikanischen Volkswirtschaften durch Ungleichgewichte wie die hohe Subventionierung der Landwirtschaft in der EU und in den USA entstehen, sei die Entwicklungshilfe nur eine kleine Entschädigung, so Cilliers.

BIG MAN SYNDROME

Wird sich Afrika demokratisch entwickeln? Der ISS-Wissenschaftler würde dies begrüßen, aber er sieht eine Korrelation zwischen Demokratie und Wirtschaftswachstum von gerade einmal ein Prozent. Es könne gut sein, dass etliche Staaten ein autoritäreres Entwicklungsmodell in der Nachfolge Chinas oder Indiens anstreben - zumal das "big man syndrome" immer wieder den Ruf nach einem Führer erschallen lasse, der die Geschicke des Landes in die Hand nimmt.  

Cilliers hat einen "long term approach", wenn es um die Entwicklung Afrikas geht. Und er nennt ein paar Erkenntnisse, die nicht unbedingt bequem sind. "Afrika muss sich selbst entwickeln", lautet der erste Lehrsatz. Der zweite: "Die Hauptfunktion der Entwicklungshilfe muss die Verbesserung der Kapazität der Regierungen sein". Durch negative Nebeneffekte wie Korruption müsse man eben durch. "Let them make the mistakes!", fordert Cilliers.

Auf die Kolonisatoren in Afrika sei die Generation der Befreiungskämpfer gefolgt, für die - wie im Falle Mbeki und Mugabe - die Solidarität untereinander wichtiger sei als Prosperität oder Menschenrechte. Die nächste Generation an der Macht werde es besser machen, glaubt Cilliers. Und er ist davon überzeugt, dass "die Zukunft Afrikas in den Regionen" liegt. Deshalb müsse die Förderung der regionalen Integration erste Priorität geniessen.

(Der Vortrag "AFRICA IN THE NEW WORLD" wurde frei gehalten und ist in ähnlicher Fassung online abrufbar)

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