Bundespräsident Horst Köhler. Foto: bpaBerlin/Friedrichsdorf (epo.de). - Die Kinderhilfsorganisation World Vision unterstützt die Forderung von Bundespräsident Horst Köhler* nach mehr globaler Solidarität. “Es kann und darf uns nicht unberührt lassen, wenn jedes Jahr 9,2 Millionen Kinder unnötigerweise sterben”, sagte Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland, am Mittwoch in Friedrichsdorf. “Die Gleichgültigkeit in den Industrieländern gegenüber der Situation der ärmsten Menschen muss aufgebrochen werden. Globale Probleme gehen uns alle an und wie der Bundespräsident betont, sitzen wir alle in einem Boot. Wenn das Boot voll Wasser läuft, gehen wir alle unter.”

Durch den Klimawandel, die Nahrungsmittelpreiskrise und durch die Wirtschafts- und Finanzkrise seien insbesondere die Entwicklungsländer hart betroffen, so Waffenschmidt: “Zur Rettung der Banken wurden Hunderte Milliarden Dollar kurzfristig zur Verfügung gestellt. Dagegen sind die Gelder, die für eine erhebliche Verbesserung der Situation in den Entwicklungsländern benötigt würden, Peanuts. So könnten mit 15 Milliarden US-Dollar beispielsweise jährlich 6 Millionen Kinder vor dem Tod gerettet werden, 400.000 junge Mütter und Schwangere müssten nicht sterben und die Behandlung von gefährlichen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS könnte erheblich verbessert werden.”

World Vision fordert, zehn Prozent der öffentlichen Entwicklungshilfegelder (ODA) für den Aufbau und die Verbesserung von Gesundheitssystemen in den ärmsten Ländern der Welt bereit zu stellen. Alternativ könnten die Geberländer bis 2010 jährlich 15 Milliarden Dollar hierfür zur Verfügung stellen. Außerdem müssen die zugesagten Gelder für den Global Fund zur Behandlung von HIV/AIDS und anderen gefährlichen Krankheiten erheblich schneller bereit gestellt werden, um die Millenniumsentwicklungsziele 4, 5 und 6 (Kindersterblichkeit senken, Müttersterblichkeit verringern, Verbreitung von HIV/AIDS, Malaria und TB stoppen) bis 2015 zu erreichen.

World Vision ist in rund 100 Ländern weltweit vor Ort und hilft etwa 300 Millionen Menschen, davon etwa 100 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Welt durch langfristige Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe.

www.worldvision.de



*Bundespräsident Horst Köhler hatte in seiner “Berliner Rede” über "Die Glaubwürdigkeit der Freiheit" am 24. März erklärt:

“Die große Chance der Krise besteht darin, dass jetzt alle erkennen können: Keiner kann mehr dauerhaft Vorteil nur für sich schaffen. Die Menschheit sitzt in einem Boot. Und die in einem Boot sitzen, sollen sich helfen. Eigennutz im 21. Jahrhundert heißt: sich umeinander kümmern.

Vor allem wir im Norden müssen umdenken. Auf unserer Erde leben derzeit etwa 6 1/2 Milliarden Menschen. Nur rund 15 Prozent von ihnen leben in Umständen wie wir. Weit über zwei Milliarden Menschen müssen mit zwei Dollar pro Tag auskommen, eine Milliarde sogar nur mit einem Dollar. Wir sollten uns nicht länger einreden, das sei gerecht so. Sicherheit, Wohlstand und Frieden wird es auch in den Industrieländern dauerhaft nur geben, wenn mehr Gerechtigkeit in die Welt kommt. Wir brauchen eine Entwicklungspolitik für den ganzen Planeten. Das heißt: Die Industrieländer - auch Deutschland - müssen sich fragen, was sich auch bei ihnen verändern muss, um der Welt eine gute Zukunft zu sichern. (...)

Es geht um unsere Verantwortung für globale Solidarität. Es geht um die unveräußerliche Würde aller Menschen. Es geht um eine Weltwirtschaft, in der Kapital den Menschen dient und nicht Herrscher über die Menschen werden kann.

Begreifen wir den Kampf gegen Armut und Klimawandel als strategische Aufgaben für alle. Die Industriestaaten tragen als Hauptverursacher des Klimawandels die Verantwortung dafür, dass die Menschen in den Entwicklungsländern am härtesten davon getroffen sind. Der Kampf gegen die Armut und der Kampf gegen den Klimawandel müssen gemeinsam gekämpft werden.

Heute stellt die Welt uns die Globale Soziale Frage. Es ist unsere Pflicht, darauf Antworten zu finden. Es ist auch unsere große Chance. Zeigen wir: Der Norden lässt den Süden nicht im Stich. Die nötige Veränderung muss von überall her kommen. (...)

Deshalb müssen wir künftig auch Doppelstandards schärfer ins Visier nehmen. Das tut unserer Glaubwürdigkeit gut.

Ein Beispiel: Mit jahrzehntelangem, industriellem Fischfang hat auch die Europäische Union dazu beigetragen, dass die Küsten vor Westafrika inzwischen stark überfischt sind. Die Fischer Westafrikas können mit ihren Booten vom Fischfang heute immer schlechter leben. Da darf es uns nicht wundern, dass die Fischerboote immer mehr dazu benutzt werden, Flüchtlinge nach Europa zu transportieren. Wie viel effektiver, nachhaltiger und auch billiger wäre es doch gewesen, frühzeitig eine echte Partnerschaft mit den westafrikanischen Ländern einzugehen; gemeinsam Überwachungsmechanismen gegen Überfischung zu schaffen; gemeinsam dazu beizutragen, dass der Reichtum ihrer Fischgründe vor allem ihnen zugute kommt.

Ich stehe dazu: Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas.

Und wir wissen heute: Es wäre ein geringeres Risiko gewesen, eine Eisenbahnlinie quer durch Afrika zu bauen, als in eine angesehene New Yorker Investmentbank zu investieren.”

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