gfbvGöttingen. - Als "opportunistisch und unglaubwürdig" hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Frankreichs Libyen-Politik kritisiert. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy rufe jetzt nach Sanktionen, habe den libyschen Revolutionsführer Gaddafi zuvor aber hofiert und sogar den Bau eines Kreuzfahrtschiffes im Wert von 500 Millionen Euro für Gaddafis Sohn Hannibal durch eine französische Werft eingefädelt, erklärte die GfbV am Dienstag in Göttingen.

"Heute gibt sich Staatspräsident Nicolas Sarkozy als glühender Anwalt der libyschen Oppositionsbewegung, lässt als erster Staatschef Europas die diplomatischen Beziehungen zu Libyen einfrieren und fordert einen EU-Sondergipfel", berichtete GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Gestern erfüllte er in seiner Kumpanei mit Gaddafi auch die absurdesten Wünsche des Revolutionsführers, sagte die Lieferung eines Atomreaktors sowie von Rüstungsgütern zu und fädelte das irrwitzigste Projekt des Revolutionsführers ein: den Bau eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt für Gaddafis Sohn Hannibal auf einer französischen Werft."

Das 139.400 Tonnen große und 333 Meter lange Kreuzfahrtschiff wurde nach Angaben der GfbV im Juni 2010 von der libyschen Staatsreederei "General National Maritime Transport Company (GNMTC)" bei der angesehenen Werft STX in Saint-Nazaire bestellt. Am 15. Dezember 2010 sei mit dem Bau des für 4000 Passagiere und 732 Besatzungsmitglieder geplanten Kreuzfahrtschiffes begonnen worden. "Für Gaddafi wird die Zeit wohl nicht mehr reichen, um Hannibals Spielzeug zu testen und sich ins Exil auf eine einsame Insel zu begeben", erklärte Delius. Denn das Schiff werde erst im Dezember 2012 fertig gestellt.

Für den damaligen französischen Transport-Staatssekretär Dominique Bussereau sei der Auftrag zum Bau des Schiffes "ein Beweis für die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Tripolis und Paris" gewesen, berichtete die GfbV. Das Regierungsmitglied habe das vom Elysee-Palast eingefädelte Abkommen mit Hannibal Gaddafi persönlich unterzeichnet. Sarkozy habe die um Arbeitsaufträge ringende Werft schriftlich beglückwünscht. Nur wenige Tage später, im Juli 2010, sei Sarkozys einflussreichster außenpolitischer Berater, Claude Guéant, nach Tripolis gereist, um dem Revolutionsführer persönlich den Dank des französischen Staatspräsidenten für den Großauftrag zu überbringen.

Die libysche Staatsreederei GNMTC habe bislang nur Erfahrung im Transport von Rohöl und Flüssiggas mit ihren 24 Tankern, erklärte die GfbV. Wie die von Gaddafis Sohn Hannibal geleitete Reederei eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt betreiben wolle, sei Experten bis heute verborgen geblieben. Hannibal habe nur erklären lassen, dass die GNMTC expandieren wolle und das 500 Millionen Euro teure Schiff bei größeren Sportveranstaltungen und Festen als Hotelschiff vor Libyens Küste nutzen werde. Ansonsten solle das Schiff in Europa eingesetzt werden.

www.gfbv.de

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