missio_100Aachen. - Trotz gewaltsamer Übergriffe nach den Präsidentschaftswahlen ist die Demokratisierung in Nigeria nicht aufzuhalten. Das erklärte der Erzbischof von Kaduna, Matthew Ndagoso, jetzt gegenüber dem katholischen Missionswerk missio in Aachen. In der Stadt Kaduna im muslimisch geprägten Norden Nigerias war es am Montag zu gewaltsamen Protesten Jugendlicher gekommen, nachdem sich abzeichnete, dass der amtierende Präsident Goodluck Jonathan, ein Christ aus dem Süden, die Wahl gewinnen würde.

"Ich habe erste Meldungen erhalten, dass eine Pfarrei oder Pfarrbüro in unserer Erzdiözese niedergebrannt worden sein soll und auch zwei weitere kirchliche Einrichtungen", berichtete Erzbischof Ndagoso nach Aachen. "Doch trotz aller Gewalt ist die Demokratisierung Nigerias nicht aufzuhalten. Die Wahlen waren die transparentesten und fairsten Wahlen, die Nigeria bisher erlebt hat."

In Kaduna, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Norden Nigerias, leben mehrheitlich Muslime. Hier hatte es in der Vergangenheit immer wieder Gewalt gegen Christen mit vielen Toten gegeben. Die Lage in Kaduna sei sehr angespannt, berichtete Erzbischof Ndagoso. Es herrsche eine Ausgangssperre. Polizei und Militär seien auf den Straßen. "Leider besteht zurzeit die Gefahr, dass sich die Gewalt, die zunächst gegen Parteibüros, staatliche Einrichtungen und Polizei gerichtet war, auch gegen Christen richten wird. Es besteht die Gefahr, dass die für die Gewalt Verantwortlichen die Christen erneut als Sündenböcke abstempeln", warnte Erzbischof Ndagoso und betonte: "Wenn die Anhänger des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten meinen, ihr Kandidat sei betrogen worden, dann geht es um politische Fragen, nicht um religiöse."

Erzbischof Ndagoso erklärte, dass es besonders junge Leute gewesen seien, die die Gewalt angezettelt hätten. Viele von ihnen seien sehr arm, hätten keinerlei Ausbildung und glaubten jetzt, ihr Kandidat sei betrogen worden.

Präsident Goodluck Jonathan ist unterdessen zum Sieger der Präsidentenwahlen in Nigeria erklärt worden. Nach dem offiziellen Endergebnis erhielt er knapp 22,5 Millionen Stimmen. Sein größter Herausforderer, Ex-Militärmachthaber Muhammadu Buhari, ein Muslim aus dem Norden, konnte gut 12,2 Millionen Stimmen auf sich vereinen.

"Diejenigen, die nun die Gewalt anzetteln, müssen akzeptieren, dass man sich über Wahlergebnisse nicht hinwegsetzen kann", betonte Erzbischof Ndagoso.

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