gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat angesichts neuer Kämpfe in den Nuba-Bergen und im ölreichen Unity State vor dem Ausbruch eines neuen Krieges im Sudan gewarnt. Mehrere zehntausend Menschen seien vor Luftangriffen und Übergriffen von Soldaten und Milizionären seit Beginn der Auseinandersetzungen in den Nuba-Bergen am 5. Juni geflohen, berichteten Augenzeugen. Auch zivile Ziele würden von der sudanesischen Luftwaffe bombardiert.

Die Zivilbevölkerung in verschiedenen umkämpften Städten klagt nach Angaben der GfbV darüber, dass die UN-Friedenstruppe UNMIS sie nicht vor Übergriffen schützt. Blauhelmsoldaten würden zum Teil tatenlos zusehen, wenn Menschenrechtsverletzungen von sudanesischen Soldaten und Milizionären begangen werden. Die von schwarzafrikanischen Nuba-Gemeinschaften besiedelten Nuba-Berge sollen nach der Unabhängigkeit des Südsudan weiterhin zum arabisch dominierten Nordsudan gehören. Der Unity State, der aufgrund seiner Öl-Pipelines für den Nord- und Südsudan bedeutend ist, soll dem im Juli 2011 entstehenden unabhängigen Staat Südsudan zugeordnet werden.

"Srebrenica darf sich in den Nuba-Bergen nicht wiederholen", mahnte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Der Weltsicherheitsrat muss sich in einer Dringlichkeitssitzung mit der dramatischen Lage im Sudan beschäftigen und darauf bestehen, dass die Kämpfe sofort beendet werden. Außerdem muss die UNMIS ihrem Mandat gerecht werden und die Zivilbevölkerung sowie Hilfsorganisationen wirksam vor Übergriffen schützen."

"Der Krieg in den Nuba-Bergen weckt schlimme Erinnerungen an den Völkermord in den 90er-Jahren, dem damals bis zu 500.000 Angehörige der Nuba-Völker zum Opfer fielen", sagte Delius. Aus den Städten Kadugli, Dilling und Kauda seien mehrere zehntausend Menschen in Panik vor den Kämpfen geflohen. Durch das Bombardement zahlreicher Dörfer und Städte (z.B. Kauda, Heiban, Talodi) durch die sudanesische Luftwaffe seien mehrere hundert Menschen getötet worden, berichten Augenzeugen. In Kadugli hätten sudanesische Soldaten gezielt christliche Kirchen und kirchliche Einrichtungen angegriffen und zerstört. "Unter den Nuba wächst die Angst vor ethnischen Säuberungen und einer Eskalation der Kämpfe", erklärte Delius. In den Nuba-Bergen leben überwiegend schwarzafrikanische Nuba, die sowohl muslimischen als auch christlichen Glaubens sind.

Auch im ölreichen Unity State drohten die Kämpfe zu eskalieren, berichtete die GfbV. Dort seien am Donnerstag fünf Zivilisten bei Angriffen der sudanesischen Luftwaffe getötet worden. Seit dem vergangenen Wochenende versuche die sudanesische Armee mit Angriffen auf die Südsudanesische Befreiungsarmee SPLA, den Abzug südsudanesischer Soldaten aus der Region zu erzwingen.

www.gfbv.de

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