iloGenf. - Die Internationale Arbeitskonferenz, das oberste Organ der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), hat auf ihrer 100. Tagung in Genf erstmals eine Arbeitsnorm über "menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte" verabschiedet. "Zum ersten Mal bewegen wir uns mit unserer Normensetzung in den informellen Sektor hinein", sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. "Dies stellt einen wichtigen Durchbruch dar." Bis zu 100 Millionen Beschäftigte könnten nach Schätzung der ILO von der neuen Arbeitsnorm profitieren.

Die neue Arbeitsnorm legt fest, dass Hausangestellte die gleichen Arbeitsrechte genießen wie andere Arbeitnehmer. Dazu gehören begrenzte Arbeitszeiten, mindestens ein voller freier Tag pro Woche, keine Bezahlung allein in Form von Sachbezügen, die klare Regelung der Arbeitsbedingungen sowie die Einhaltung der Kernarbeitsnormen, zu denen auch das Recht auf gewerkschaftliche Organisation und Tarifverhandlungen gehört.

Die Delegierten der Regierungen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen der 183 ILO-Mitgliedsstaaten nahmen das neue Übereinkommen Nr. 189 mit einer Mehrheit von 396 Stimmen bei 16 Gegenstimmen und 63 Enthaltungen an. Ebenfalls verabschiedet wurde die dazugehörige Empfehlung mit konkreten Hinweisen für die Umsetzung der Norm. Das Übereinkommen tritt ein Jahr nach der Ratifizierung durch zwei Mitgliedsstaaten in Kraft. Die ILO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, ist die einzige internationale Organisation, in der nicht nur Regierungen, sondern auch die Sozialpartner Sitz und Stimme haben.

Basierend auf Erhebungen beziehungsweise Volkszählungen in 117 Ländern schätzt die ILO die Zahl der Hausangestellten auf mindestens 53 Millionen. Da es sich aber häufig um nicht offiziell gemeldete Arbeit handelt, die im Verborgenen stattfindet, gehen Experten von bis zu 100 Millionen Menschen weltweit aus, die als Hausangestellte arbeiten. In Entwicklungsländern machen sie zwischen vier und zwölf Prozent aller Beschäftigten aus.

Etwa 83 Prozent aller Hausangestellten sind Frauen oder Mädchen, und viele sind Migrantinnen. Gerade diese Bevölkerungsgruppen seien besonders häufig von Diskriminierung betroffen, so die ILO. Die neue Arbeitsnorm "hat daher auch starke Auswirkungen auf die Bereiche Migration und die Gleichberechtigung von Frauen", erklärte Somavia. Michelle Bachelet, Leiterin der UN-Frauenorganisation UN Women, sagte auf der Internationalen Arbeitskonferenz ihre Unterstützung für die breite Ratifizierung und die Umsetzung des Übereinkommens zu.

Die neue Arbeitsnorm mache deutlich, dass Hausangestellte weder Diener noch eine Art Familienmitglieder seien, sagte die ILO-Direktorin für Arbeitsbedingungen, Manuela Tomei. "Vom heutigen Tag an können Hausangestellte nicht mehr als Arbeitnehmer zweiter Klasse betrachtet werden."

www.ilo.org

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