gfbvGöttingen. - Ägyptens Christen warten sieben Monate nach dem Terroranschlag auf die Kathedrale in Alexandria, bei dem 24 Menschen starben, noch immer auf Gerechtigkeit. Jetzt will die Koptische Kirche die Regierung Ägyptens wegen Verschleppung der Ermittlungen gegen die Attentäter verklagen. Es sei "mehr als fraglich, ob die wahren Tatumstände jemals ermittelt und veröffentlicht werden", berichtete Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Freitag in Göttingen.

"Nur das Gerichtsverfahren gegen den gestürzten Diktator Hosni Mubarak wird mit Hochdruck vorbereitet und soll am 3. August 2011 beginnen", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Die Ermittlungen zu dem Terroranschlag auf Kopten in der Neujahrsnacht verlaufen im Sande. Das ist für die Christen eine schlimme Erfahrung. Denn es zeigt ihnen, dass sie noch immer unter einem Willkürregime leben und auch heute noch als Menschen zweiter Klasse behandelt werden." Durch das Attentat auf die voll besetzte Kirche, das weltweit Empörung auslöste, waren 24 Kopten getötet und 97 weitere Menschen verletzt worden.

Der von der Koptischen Kirche beauftragte Rechtsanwalt Joseph Malak kündigte an, dass er Strafanzeige gegen den Vorsitzenden des Militärrates, den Innenminister und den Generalbundesanwalt einreichen werde. Denn obwohl den Behörden zahlreiche eidesstattliche Erklärungen von Kopten zum Tathergang und seinen Hintergründen übermittelt wurden, stehe bis heute jede offizielle Reaktion aus. Zahlreiche Tatverdächtige seien nach mehrwöchiger Haft wieder entlassen worden. Einige von ihnen hätten angegeben, von Mubaraks Geheimdienstmitarbeitern gefoltert worden zu sein. Der junge Salafiten-Anhänger Sayed Belal soll aufgrund der Folter sogar in der Haft gestorben und am 5. Januar unter strengster Geheimhaltung bestattet worden sein.

Mubaraks Behörden hatten zunächst das Terrornetzwerk El Kaida für den Anschlag verantwortlich gemacht. Später seien ägyptische Islamisten des Attentates beschuldigt worden. Viele Kopten sind nach Angaben der GfbV davon überzeugt, dass der Terrorakt von Mubaraks Geheimdienstkreisen gemeinsam mit Salafiten geplant worden sei, um Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen zu schüren. Darauf deuteten auch detaillierte Berichte der britischen Botschaft hin. Mutmaßliche Mittäter hätten gegenüber britischen Diplomaten berichtet, sie seien von Geheimdienstmitarbeitern zu dem Terroranschlag gedrängt worden.

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