suedsudan_150Berlin. - Die medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Hilfsgüter, medizinisches Material und medizinische Teams in den Bundesstaat Jonglei im Südsudan entsandt, um die Opfer der Überfälle auf die Stadt Pieri und zwölf umliegende Dörfer zu unterstützen. Bei den gewaltsamen Übergriffen waren mehrere hundert Menschen getötet worden. Auch medizinische Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen wurden gezielt angegriffen.

Wie Ärzte ohne Grenzen am Dienstag in Berlin berichtete, behandelte die Hilfsorganisation nach den Überfällen mehr als 100 Patienten. Weitere 57 Personen seien in Krankenhäuser nach Leer und Nasir überwiesen worden. Die Mehrheit der überwiesenen Patienten seien Frauen und Kinder mit Schussverletzungen.

Schätzungen zufolge sind mehrere hundert Personen – einschließlich Frauen und Kinder – bei dem Angriff am vergangenen Donnerstag ums Leben gekommen. Hunderte wurden Berichten zufolge verletzt. "Es ist schwierig, Zahlen über Tote und Verletzte zu bestätigen", so Ärzte ohne Grenzen. Dorfbewohner berichteten Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen aber, dass mehr als 400 Menschen allein in Pieri getötet und fast die Hälfte der Häuser in der Stadt zerstört worden seien. Medien hatten berichtet, die Überfälle seien auf Kämpfe zwischen rivalisierenden Stämmen zurückzuführen.

Mindestens eine südsudanesische Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen sei mit ihrer gesamten Familie getötet worden, berichtete die Organisation. Ein anderer Angestellter habe 16 Angehörige verloren. 17 Mitarbeiter der Hilfsorganisation seien weiterhin vermisst. Die Plünderer hätten das Gelände von Ärzte ohne Grenzen gezielt angegriffen. Sie hätten medizinische Geräte, Medikamente und andere wertvolle Gegenstände gestohlen und Teile der Einrichtung niedergebrannt.

"Wir verurteilen diesen Angriff auf unsere Mitarbeiter und auf die medizinischen Einrichtungen auf das Schärfste", erklärte Jose Hulsenbek, Programmleiterin von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. "Es ist schwierig, sich das Ausmaß dieser gewaltigen Attacke überhaupt vorzustellen. Wir versuchen noch immer, zunächst einmal einen Überblick über all die Toten und Verletzten und über den entstandenen Schaden zu gewinnen. Diese Angriffe sind völlig inakzeptabel. Medizinische Einrichtungen müssen immer als neutrale Orte respektiert werden, in denen die Patienten und das medizinische Personal keine Angst vor Übergriffen haben müssen."

Auch lebenswichtige Wasserstellen wurden zerstört. Die meisten Dorfbewohner verbringen die Nächte aus Angst vor neuen Angriffen außerhalb der Dörfer im Busch. "Die südsudanesischen Behörden, die internationale Gemeinschaft und andere Hilfsorganisationen müssen nun schnell reagieren, um den Opfern der tödlichen Angriffe zu helfen", erklärte Hulsenbek. "Neben der medizinischen Hilfe durch Ärzte ohne Grenzen besteht ein dringender Bedarf an provisorischen Unterkünften, an Nahrungsmitteln und Trinkwasser. Ärzte ohne Grenzen ist besorgt über die Situation in den abgelegenen Regionen, die aufgrund der saisonalen Regenfälle noch nicht zugänglich sind. Die Behörden müssen jetzt ihre Anstrengungen intensivieren, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten."

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