suedsudan_flagge_100Berlin. - Die neue Republik Südsudan steht vor riesigen Herausforderungen. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. In einer am Dienstag veröffentlichten Studie fordern 38 vor Ort tätige Hilfsorganisationen, die humanitäre Hilfe vorerst im derzeitigen Umfang beizubehalten. Nur so könne der jüngste Staat der Erde in die Lage versetzt werden, Herausforderungen wir Dürren oder bewaffnete Konflikte zu meistern, soziale Dienste bereit zu stellen und die öffentliche Sicherheit zu garantieren.

"Wir stehen heute praktisch ganz am Anfang beim Kampf gegen die bittere Armut", erklärte Oxfam-Geschäftsführer Paul Bendix. "Für mich ist es deprimierend, dass ein 15jähriges Mädchen eher bei der Geburt des ersten Kindes stirbt, als dass es einen Schulabschluss macht. Die Unabhängigkeit hat die Bevölkerung im Südsudan in Euphorie versetzt und riesige Erwartungen geweckt. Daher müssen die Geberländer von Anfang an die richtigen entwicklungspolitischen Prioritäten setzen, um das Leben der Menschen im Südsudan zu verbessern."

Am Dienstag veröffentlichten 38 vor Ort arbeitende Hilfs- und Entwicklungsorganisationen die gemeinsame Studie "Getting it Right from the Start - Priorities for Action in the New Republic of South Sudan". Anlass sind die Gespräche zwischen den Geberländern und der südsudanesischen Regierung, die in den nächsten Monaten stattfinden und in denen die entwicklungspolitischen Schwerpunkte für die kommenden Jahre festgelegt werden.

Der Bericht umreißt die zehn wichtigsten Handlungsfelder. Eine zentrale Forderung lautet, die bestehenden Kapazitäten für humanitäre Hilfe beizubehalten. Erforderlich ist ebenfalls eine bessere Analyse der Dynamik und der Auswirkungen lokaler bewaffneter Konflikte. Allein 2011 seien bisher 2.611 Menschen durch bewaffnete Gewalt ums Leben gekommen. Die aktuellen Kämpfe im Bundesstaat Jonglei hätten im August mindestens 340 Menschen das Leben gekostet, 26.800 mussten fliehen. Zuvor seien in diesem Jahr bereits 275.000 Menschen im Südsudan aufgrund von Kämpfen auf der Flucht gewesen. Die Auswirkungen der anhaltenden Gewalt auf Landwirtschaft und Ackerbau und damit auf die Lebensgrundlagen der Menschen seien katastrophal.

"Man kann nicht die einzelnen Risikofaktoren isoliert betrachten, sondern muss berücksichtigen, wie sich Überschwemmungen, Dürren und bewaffnete Konflikte auf den humanitären Bedarf insgesamt im Südsudan auswirken. Auch deswegen ist es entscheidend, dass Kapazitäten für humanitäre Hilfe weiter vorgehalten werden", sagte Anton Markmiller, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg.

In ihrer Studie fordern die Hilfsorganisationen die Geberländer auf, die südsudanesische Regierung dabei zu unterstützen, soziale Grunddienstleistungen bereit zu stellen und die öffentliche Sicherheit zu gewähren sowie für Rechtsstaatlichkeit zu sorgen. Die meisten sozialen Grunddienstleistungen würden im Südsudan derzeit von Nichtregierungsorganisationen bereitgestellt, sei es Gesundheitsfürsorge, Bildung oder Wasserversorgung. Vorrangig müsse die kleinbäuerliche Landwirtschaft entwickelt werden, um Einkommensmöglichkeiten für die ärmsten Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Gegenwärtig würden nur vier Prozent der für Landwirtschaft geeigneten Flächen bewirtschaftet. Viehzucht und Fischerei könnten deutlich ausgeweitet werden; Binnenhandel innerhalb des Südsudans finde bislang nur marginal statt.

"In Western Equatoria verrotten Mangos, und gleichzeitig importieren Händler Fruchtsaft aus dem benachbarten Uganda. Weizen- und Maismehl, Zucker und Palmöl müssen aus den Nachbarländern importiert werden, obwohl die entsprechenden Rohstoffe im Land vorhanden sind. Der Grund ist, dass im Südsudan Ausrüstung und Maschinen fehlen, um landwirtschaftliche Rohstoffe weiter zu verarbeiten. An diesem Punkt müssen die Geberländer ansetzen, um das Potential des Südsudans zu nutzen", so Ekkehard Forberg, Friedensexperte von World Vision.

www.oxfam.de

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