aerzte_ohne_grenzenBerlin. - Im Bundesstaat Jonglei im Südsudan sind tausende Familien vor einem Gewaltausbruch zwischen ethnischen Gruppen in den Busch geflohen. Zwei Kliniken der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der Region wurden geplündert und beschädigt. Die Helfer hätten deshalb ihre lebensrettende medizinische Hilfe im Gebiet um die Stadt Pibor aussetzen müssen, berichtete Ärzte ohne Grenzen am Dienstag in Berlin.

"Die Menschen haben Angst um ihr Leben", erklärte Parthesarathy Rajendran, der Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. "Sie sind in größter Eile geflohen und haben weder Lebensmittel noch Wasser bei sich. Einige sind sicherlich verletzt. Jetzt sind sie ganz ohne Hilfe auf sich allein gestellt."

Das Dorf Lekongole sei vollständig niedergebrannt worden, so von Ärzte ohne Grenzen. Ein Team der Hilfsorganisation habe dort in der vergangenen Woche eine Geisterstadt vorgefunden, alle Bewohner seien geflohen. Solange sie sich versteckt halten, sei eine medizinische Versorgung unmöglich. Aber es sei dringend notwendig, dass ihre Wunden gereinigt und verbunden und Krankheiten behandelt werden. Je länger sie sich verstecken müssten, desto schlimmer werde die Lage der Verletzten und Kranken.

Während des Angriffs wurden zwei medizinische Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen ausgeraubt und beschädigt: die Klinik im Dorf Lekongole am 27. Dezember und das kleine Krankenhaus in der Stadt Pibor am 31. Dezember. Eine dritte Klinik von Ärzte ohne Grenzen in dem nahe gelegenen Dorf Gumruk ist nach derzeitigen Informationen nicht betroffen. Diese drei Gesundheitseinrichtungen sind die einzigen für die rund 160.000 Menschen im Bezirk Pibor. Das nächste Krankenhaus ist mehr als 100 Kilometer weit entfernt.

Zehn internationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen waren schon am 23. Dezember nach Juba verlegt worden. Den 156 südsudanesischen Mitarbeitern wurde dringend empfohlen, das Gebiet zu verlassen. Ärzte ohne Grenzen konnte nur mit einigen von ihnen einen Kontakt herstellen, der genaue Aufenthaltsort der übrigen geflohenen Mitarbeiter ist nicht bekannt. Ärzte ohne Grenzen ist um ihre Sicherheit sehr besorgt. Die Organisation hat ihre Aktivitäten ausgesetzt, hält sich aber bereit, so bald wie möglich zurückzukehren.

Ärzte ohne Grenzen verurteilte die Angriffe auf neutrale und unparteiische medizinische Einrichtungen auf das Schärfste. Die Mitarbeiter behandeln jeden, der medizinische Hilfe benötigt, unabhängig von seiner ethnische Zugehörigkeit, Religion oder politischen Überzeugung. Bereits im August des vergangenen Jahres wurden medizinische Einrichtungen der Organisation in Pieri im Norden des Bundesstaates Jonglei angegriffen und ausgeraubt.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1978 im Sudan und begann 1983 mit Einsätzen auf dem Gebiet des heutigen Südsudan. Derzeit führt die Organisation nach eigenen Angaben insgesamt 15 Projekte in acht von zehn Bundesstaaten des Südsudans durch und stellt so mit ungefähr 2.500 südsudanesischen und 200 internationalen Mitarbeitern die medizinische Versorgung sicher. Im Jahr 2010 hat Ärzte ohne Grenzen im Südsudan fast 600.000 ambulante und 18.000 stationäre Behandlungen durchgeführt, 37.000 Malariapatienten und 26.000 mangelernährte Kinder behandelt.

www.aerzte-ohne.grenzen.de

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