gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach dem Ausbruch einer neuen Tuareg-Revolte im Norden Malis vor einer Eskalation der Gewalt in der Sahara und vor Reisen in den Nordosten des Landes gewarnt. "Dem Norden Malis droht eine lange militärische Auseinandersetzung, da die Tuareg-Rebellen nichts zu verlieren haben und militärisch gut ausgerüstet sind", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.

"Für den Tourismus in der Region um Timbuktu bedeutet dies den endgültigen Zusammenbruch", sagte Delius. Er sei nach Entführungen von Europäern durch die radikal-islamische Terrorbewegung El Kaida im Maghreb (AQMI) bereits massiv beeinträchtigt worden.

Mit wachsender Sorge verfolgten die Tuareg den zunehmenden Einfluss von AQMI, die in den letzten Monaten 12 Ausländer entführten. Die Geiseln würden voraussichtlich im Norden Malis in Gewahrsam gehalten, so die GfbV. Die Tuareg wollten mit ihrer Revolte sowohl AQMI aus der Region vertreiben, als auch ihren Anspruch auf Selbstbestimmung gegenüber der Regierung Malis unterstreichen.

Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche hätten Tuareg-Kämpfer der "Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA)" drei Städte entlang der Grenze zu Algerien (Tessalit, Aguelhok) und Niger (Menaka) angegriffen, so die GfbV. Nach von unabhängiger Seite bislang unbestätigten Berichten sollen dabei nach Angaben der Armee Malis 47 Menschen zu Tode gekommen sein, die Tuareg bezweifelten diese Angaben. Wenige Tage zuvor habe die reguläre Armee ihre Präsenz in der Region noch deutlich verstärkt, um den Kampf gegen AQMI zu intensivieren und um eine neue Tuareg-Revolte zu verhindern. "Diese Strategie ist offensichtlich gescheitert und Malis Regierung sieht sich nun mit einem Zwei-Fronten-Krieg konfrontiert."

Die MNLA ist nach den Erkenntnissen der GfbV Ende des Jahres 2011 aus verschiedenen Tuareg-Bewegungen hervorgegangen. Es sei nach den Jahren 1990 und 2007 bereits das dritte Mal, dass Tuareg im Norden Malis zu den Waffen greifen, um für mehr Selbstbestimmung zu kämpfen. Die Rebellen werfen der Regierung Malis vor, das Friedensabkommen von Algier aus dem Jahr 2009 nicht umfassend umzusetzen und zu wenig für den lange vernachlässigten Norden des Landes zu tun.

Alle Vermittlungsversuche in den letzen Monaten scheiterten, nicht zuletzt auch aufgrund des massiven Zustroms von Tuareg aus Libyen. Nach dem Zusammenbruch des Gaddafi-Regimes mussten viele Tuareg Libyen verlassen, weil sie dort zu Unrecht pauschal als Unterstützer des Diktators galten. "Diese jungen Tuareg sind perspektivlos und kommen in eine Region zurück, in der radikale Islamisten der AQMI das Sagen haben", sagte Delius. "Es war nur eine Frage der Zeit, wann dieses Pulverfass explodieren würde."

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