aerzte_ohne_grenzenBerlin. - Schwere Mangelernährung und der Ausbruch von Meningitis haben in Regionen des Tschad, die in der Sahel-Zone liegen, das Ausmaß einer Notsituation erreicht und erfordern sofortige lebensrettende Maßnahmen. Das hat Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag in Berlin berichtet. Die humanitäre Hilfsorganisation hat Ernährungsprogramme gestartet und plant, mehr als 900.000 Menschen gegen Meningitis zu impfen.

"Wir sehen in einigen Teilen des Tschad bereits ein alarmierend hohes Auftreten von Mangelernährung bei Kindern", warnte Kodjo Edoh, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Tschad. "Wir befürchten, dass diese Situation auch auf andere Distrikte zutrifft und fordern die tschadische Regierung und humanitäre Organisationen auf, dies zu untersuchen und entsprechend zu reagieren."

Ärzte ohne Grenzen untersuchte im Februar im Distrikt Biltine in der Region Wadi Fira im Osten des Landes die Ernährungssituation. Dabei lag die Rate schwerer Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren bei 6,5 Prozent. Knapp ein Viertel dieser Altersgruppe ist mangelernährt. "Dies ist besonders beunruhigend, da der Februar üblicherweise der Monat mit den niedrigsten Mangelernährungsraten ist", erklärte die Organisation. "Mehrere Faktoren scheinen hier eine Rolle zu spielen: geringere Ernteerträge als üblich, Getreideschädlinge sowie eine rückläufige Wirtschaftsleistung."

Noch in dieser Woche will Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Biltine in Zusammenarbeit mit dem tschadischen Gesundheitsministerium einen Nothilfeeinsatz starten, der ein therapeutisches Ernährungszentrum sowie ein Behandlungszentrum für schwerkranke (nicht mangelernährte) Patienten. Ambulante therapeutische Ernährungszentren in entlegenen Gebieten sind ebenfalls geplant. In Yao, in der Region Batha, hat Ärzte ohne Grenzen ein Ernährungsprojekt gestartet, das die stationäre und ambulante Behandlung sowie medizinische Grundversorgung und Impfungen einschließt und auf zahlreiche Fälle schwerer Mangelernährung reagiert. Auch in den Regionen Hadjer Lamis, Abéché und Ouaddai wird die Situation untersucht.

Gleichzeitig ist im Tschad die Meningitis ausgebrochen. In acht Bezirken habe die Zahl der Erkrankten den Grenzwert überschritten, der eine Epidemie kennzeichnet, so Ärzte ohne Grenzen. Vier weitere Bezirke seien in Alarmbereitschaft. Allein in den Bezirken Oum Hadjer und Am Timan, im Südosten des Landes, seien 356 Menschen an Hirnhautentzündung erkrankt, 16 seien daran gestorben. Auch in den Bezirken Am Dam und Abou Deia, im Südosten des Tschad, sowie in Lere, Dono Manga, Massakory und Bediondo, im Südwesten, sei der Grenzwert überschritten worden.

Ärzte ohne Grenzen startet daher in Zusammenarbeit mit dem tschadischen Gesundheitsministerium in den kommenden Wochen in den Bezirken Oum Hadjer, Am Timan, Lere und Pala Impfkampagnen gegen Meningitis. Insgesamt sollen mehr als 900.000 Menschen im Alter von 1 bis 29 Jahren geimpft werden. Während der Impfkampagne wird der neue Meningitis-Impfstoff "MenAfriVac" genutzt, der eine längere Immunität für einen größeren Teil der Bevölkerung als bisherige Impfstoffe gewährt. In beiden Bezirken werden an Meningitis erkrankte Patienten behandelt.

www.aerzte-ohne-grenzen.de

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