gfbvGöttingen. - Bei einer internationalen Militärintervention im Norden Malis muss der Schutz der Zivilbevölkerung absoluten Vorrang haben. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen gefordert. Die internationale Staatengemeinschaft will am Mittwoch am Rande der UN-Vollversammlung in New York über eine Militärintervention der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) im Norden Malis beraten.

Die Intervention der ECOWAS (Economic Community Of West African States) soll sich gegen die Terrorbewegung "El Kaida im Maghreb" (AQMI) und verbündete radikale Islamisten richten, die inzwischen zwei Drittel des Staatsterritoriums Malis kontrollieren. Die GfbV warnt dabei vor dem Einsatz von Drohnen. "Ein Drohnen-Krieg in der Sahara birgt das große Risiko, dass irrtümlich Nomaden, Reisende und Händler, die sich außerhalb der Städte meist in kleineren Gruppen bewegen, getötet werden", warnte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. In den vergangenen Monaten seien bereits mehrfach Tuareg-Zivilisten von Soldaten aus Hubschraubern angegriffen und getötet worden, weil sie irrtümlich für Rebellen gehalten wurden.

Nachdrücklich appellierte die GfbV vor allem an die Staaten der Europäischen Union (EU), im Falle von Entführungen oder Geiselnahmen an AQMI und seine Verbündeten kein Lösegeld mehr zu zahlen. "Das erpresste Lösegeld aus Europa trägt entscheidend dazu bei, dass islamistische Gruppen neue Kämpfer für sich gewinnen und Geld- sowie Sachgeschenke unter der Bevölkerung verteilen können", sagte Delius. So hätten die nur 400 AQMI-Aktivisten rund 5.000 lokale Kämpfer um sich geschart, die nicht unbedingt ihre Ideologie teilten, aber finanziell vom Geldsegen profitieren wollten.

AQMI fordert zurzeit für die Freilassung von vier entführten Franzosen 100 Millionen Euro Lösegeld. Die mit AQMI verbündete "Bewegung für die Einheit und den Jihad in Westafrika" (MUJAO) soll im Juli 2012 für die Freilassung von drei Geiseln aus Spanien und Italien 15 Millionen Euro erhalten haben. Deutschland und Österreich, so die GfbV, sollen seit 2002 größere Millionenbeträge für die Freilassung von Geiseln gezahlt haben.

Auch aus dem Drogenschmuggel nach Europa, in den die Behörden in Mali und den Nachbarländern verstrickt sind, zieht AQMI nach den Erkenntnissen der GfbV Profit. "Nur wenn die Finanzierung dieses Terrornetzwerkes unterbunden wird, wird der Einfluss von AQMI spürbar abnehmen", sagte Delius.

www.gfbv.de

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