cccBerlin. - Bei einem verheerenden Brand in einer Textilfabrik in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka sind am Samstag mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) in Österreich und Deutschland, medico international und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) fordern jetzt einen grundlegenden Wandel im Umgang mit den Sicherheitsvorkehrungen in Bekleidungs-Zulieferbetrieben.

In der Fabrik in Dhaka hätten nach jetzt vorliegenden Kenntnissen die Unternehmen C&A und KiK Kleidung für den deutschen und österreichischen Markt produzieren lassen, so die NGOs. KiK sei auch der Hauptauftraggeber einer Fabrik im pakistanischen Karatschi gewesen, in der es am 11. September 2012 zu einem ähnlichen Brand gekommen war, bei dem rund 300 Menschen starben. Der Brand in Dhaka forderte bis dato 112 Tote und rund 200 Verletzte.

"In Bangladesch starben in den letzten sechs Jahren über 600 Menschen bei Bränden in Textilfabriken", erklärte Michaela Königshofer von der Clean Clothes Kampagne Österreich, die selbst zwei Mal vor Ort war. "Viele Fabriken sparen sich alle Brandschutzmaßnahmen, haben keine Notausgänge, verstellte Türen, vergitterte Fenster. Mitunter werden im Brandfall sogar die Tore vom so genannten Sicherheitspersonal verschlossen gehalten, damit niemand Waren oder Nähmaschinen aus der Fabrik  mitnehmen kann", berichtete Königshofer von ihren eigenen Erfahrungen in Bangladesch.

"Das erste, was jetzt erfolgen muss, ist die umfassende Entschädigung der Betroffen", betonte Miriam Saage-Maaß vom European Center for Constitutional and Human Rights. "Den Überlebenden und Hinterbliebenen des Brandes in Karatschi hat KiK eine Million Dollar angeboten: Das ist deutlich zu wenig. Unsere Partner in Pakistan haben eine Strafanzeige eingereicht, wir halten es für entscheidend, dass die Verantwortlichen juristisch belangt werden."

Gemeinsam mit ihren Partnern in Pakistan bzw. Bangladesch fordern die vier Organisationen die volle Entschädigung der Überlebenden und Hinterbliebenen, eine umfassende und unabhängige Aufklärung der beiden Brandkatastrophen und konkrete Maßnahmen zur Verhütung künftiger Katastrophen. "Dass es in so kurzem Abstand zu zwei solchen Unglücken kommt, ist kein Zufall", sagte Thomas Seibert von medico international. "Ein solcher Brand hätte auch eine Woche später oder früher ausbrechen können, bei fast jeder anderen Weltmarktfabrik in Karatschi oder in Dhaka. Dazu passt, dass es schon heute wieder zu einem Brand in einer Fabrik in Dhaka kam, der glücklicherweise nur zu Rauchvergiftungen führte."

Der miserable Zustand der Gebäude sei aber nicht die einzige Gemeinsamkeit, so die NGOs. Alle diese Fabriken arbeiteten für ausländische Auftraggeber in Europa und den USA. "Der fehlende Brandschutz ist nur eines von vielen Problemen. Die Entlohnung liegt oft unter der Armutsgrenze von zwei Dollar, die Arbeitszeit bei zehn bis vierzehn Stunden täglich, gewerkschaftliche Organisation ist untersagt oder wird massiv behindert", kritisierte Christine Esterbauer, Koordinatorin der Urgent Actions der Clean Clothes Campaign.

Damit sich die Unternehmen mit ihren Entschädigungen nicht nur freikaufen, fordern die Clean Clothes Kampagne, medico international und das ECCHR nicht nur die strikte Einhaltung der Brandschutzmaßnahmen, sondern auch grundlegend verbesserte Arbeitsbedingungen und die volle Anerkennung des Rechts auf freie gewerkschaftliche Organisierung.

www.saubere-kleidung.de
www.cleanclothes.org

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