aerzte ohne grenzenBerlin. - Der Kampf gegen multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) muss dringend intensiviert werden. Das fordert die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages am Sonntag. Hindernisse zur Erforschung besserer Medikamente müssten abgebaut und Behandlungsmöglichkeiten ausgeweitet werden. Nur so könne ein weiterer Anstieg der MDR-TB-Fälle verhindert und eine historische Chance auf eine Verbesserung der bisher schlechten Heilungsraten genutzt werden.

"Es gibt zwei neue Medikamente gegen MDR-TB. Diese müssen genutzt werden, um die Behandlung deutlich zu verkürzen und sie effektiver sowie weniger giftig zu machen." Dies fordern TB-Patienten und medizinische Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen aus aller Welt in einem jetzt veröffentlichten Manifest.

Ärzte ohne Grenzen betreut in den Projekten weltweit aktuell so viele Menschen mit MDR-TB wie nie zuvor. Eine Medikamentenresistenz wird dabei nicht nur bei Patienten festgestellt, die früher erfolglos gegen TB behandelt wurden, sondern auch bei neu diagnostizierten Personen. Dies sei ein Zeichen dafür, dass MDR-TB, dort wo die Organisation arbeitet, selbst übertragen wird, erklärt die Organisation.

Ohne Behandlung verläuft MDR-TB tödlich. Doch auch die derzeitige Behandlung, so Ärzte ohne Grenzen, bedeute für die Patienten zwei Jahre voll quälender Nebenwirkungen, wie etwa Psychosen, Taubheit und ständige Übelkeit. Darüber hinaus bekämen sie bis zu acht Monate lang täglich schmerzhafte Injektionen. Gerade einmal die Hälfte der Patienten werde geheilt. Nach fast fünf Jahrzehnten ungenügender TB-Forschung und -Entwicklung gebe es seit kurzem mit Bedaquilin und Delamanid zwei neue Medikamente, die zugelassen wurden bzw. kurz vor der Zulassung stehen. Nun müsse erforscht werden, wie diese Medikamente am besten verwendet werden können, um der wachsenden Zahl von MDR-TB-Patienten so rasch wie möglich eine kürzere und effektivere Behandlung zu ermöglichen.

Zudem muss die internationale Gemeinschaft aus der Sicht von Ärzte ohne Grenzen mehr politische und finanzielle Unterstützung leisten, um mehr MDR-TB-Kranke behandeln zu können. Derzeit erhalte nicht einmal jeder fünfte Erkrankte die nötige Therapie. "Doch ausgerechnet jetzt, da sich neue Möglichkeiten der TB-Behandlung abzeichnen, gibt es einen gegenläufigen Trend", warnt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, der bislang etwa 90 Prozent der internationalen Mittel im Kampf gegen TB gestellt hat, hat den Anteil für TB kürzlich verringert. Das ist inakzeptabel. Dieses Jahr findet eine wichtige Finanzierungskonferenz des Fonds statt. Die Geber, wie zum Beispiel Deutschland, müssen ihn dort endlich mit ausreichend Mitteln ausstatten, so dass auch für den Kampf gegen MDR-TB mehr Geld zur Verfügung steht. Der bisherige Beitrag der Bundesregierung ist nicht ausreichend."

Ärzte ohne Grenzen setzt sich für eine Verdoppelung des deutschen Beitrags zum Globalen Fonds ein. Ärzte ohne Grenzen behandelt seit 2001 MDR-TB-Patienten. Im Jahr 2011 waren es 1.300 Erkrankte in 21 Ländern. Die WHO schätzt, dass es 2011 weltweit 630.000 Fälle von MDR-TB gab.

www.aerzte-ohne-grenzen.de


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