msfBerlin. - Nach Jahrzehnten geprägt von Konflikt, politischer Instabilität und sozialer Umwälzung leiden viele Iraker unter psychischen Belastungen und Störungen. Sie seien dringend auf psychologische Unterstützung angewiesen, unterstreicht die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in ihrem gerade veröffentlichten Bericht "Healing Iraqis: The Challenges of Providing Mental Health Care in Iraq".

Der Bericht zeigt, welche Auswirkungen die tägliche Gewalt auf die Psyche viele Frauen, Männer und Kinder im Irak hat. Außerdem beschreibt er ein psychologisches Programm, das Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit dem irakischen Gesundheitsministerium entwickelt hat.

"Viele Iraker stoßen wegen der jahrzehntelangen Konflikte und der andauernden Instabilität an ihre Belastungsgrenze. Mental völlig erschöpft kämpfen viele darum zu verstehen, was mit ihnen passiert ist. Gefühle von Isolation und Hoffnungslosigkeit gehen einher mit der Tabuisierung psychischer Erkrankungen und dem Fehlen von Behandlungseinrichtungen", beschreibt Helen O'Neill, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen, die Situation.

Ärzte ohne Grenzen fordert in dem Bericht, die psychologischen Behandlungsmöglichkeiten im Irak dringend zu erweitern. Das Gesundheitsministerium und dessen Institutionen müssten die Qualität von und den Zugang zu psychologischer Behandlung verbessern und diese in die bestehenden Gesundheitsstrukturen intergieren. Außerdem müsse mehr gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen getan werden, damit Kranke den Mut zur Behandlung fassen.

Ärzte ohne Grenzen bietet im Irak seit 2009 in Zusammenarbeit mit dem irakischen Gesundheitsministerium psychologische Hilfe an. Der Fokus des Programms liegt auf der nichtmedikamentösen Behandlung von Angststörungen und depressiven Verstimmungen, wie sie bei Menschen vorkommen, die Gewalt und Unsicherheit ausgesetzt sind.

Während der letzten vier Jahre hat Ärzte ohne Grenzen zusammen mit dem irakischen Gesundheitsministerium in zwei Krankenhäusern in Bagdad und in einem in Fallujah psychologische Beratungsstellen aufgebaut. Diese sollen als Behandlungsmodell für andere Einrichtungen genutzt werden, zunächst in Krankenhäusern in Kut, Karbala und Sulymaniyah.

Im Jahr 2012 wiesen bei Aufnahme in das psychologische Programm noch 97 Prozent aller Patienten signifikante psychische Symptome auf, so Ärzte ohne Grenzen. Nach Abschluss der Behandlung seien es nur noch 29 Prozent gewesen. Selbst wenn häusliche Gewalt nicht berücksichtigt wird, sei fast die Hälfte (48 Prozent) der Aufgenommenen von Gewalt betroffen gewesen. Nahezu alle Mitarbeiter und alle Patienten des Programms seien in den vergangenen Jahren selbst Opfer von Gewalt geworden oder hätten von ihnen nahestehenden Personen berichtet, die Gewalt erfahren haben.

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