Knapp drei Jahre nach seiner Unabhängigkeit stürzte der Südsudan im Dezember 2013 in einen blutigen Bürgerkrieg. Zu Beginn des Konflikts lieferten sich Anhänger des Vizepräsidenten Riek Machar und des Präsidenten Salva Kiir Gefechte in der Hauptstadt Juba. Die Gewalt breitete sich aus und wechselseitige Massaker mit tausenden Toten trieben hunderttausende Menschen in die Flucht: nach UN-Angaben wurden bisher 1,5 Millionen Menschen im Südsudan vertrieben, mehr als 500.000 flohen in Nachbarländer. Millionen Menschen sind auf Nothilfe angewiesen. Bisherige Waffenstillstandsabkommen wurden stets gebrochen, zur Bildung einer anvisierten Übergangsregierung kam es bis heute nicht - die Friedensbemühungen sind in einer Sackgasse.

Nachrichten über den Bürgerkrieg und die damit verbundene humanitäre Katastrophe erreichten die Weltöffentlichkeit nur sehr begrenzt. Die Ursachen des Konflikts sind in ihrer Komplexität nur schwer zu verstehen. Edward Thomas erklärt in seinem Buch „South Sudan: A Slow Liberation“ mittels einer vielschichtigen Analyse was heute im Südsudan passiert. Aus der Perspektive der „Hinterland“-Region Jonglei und auf Grundlage von hunderten Interviews zeichnet Thomas umfassend nach, wie Vergangenheit und Gegenwart Südsudans Weg in eine friedliche Zukunft erschweren.

An diesem Abend nähern sich Edward Thomas und Annette Weber im Gespräch den komplexen Realitäten des krisengeschüttelten Landes entlang folgender Fragen: Wo liegen die strukturellen Probleme und historischen Wurzeln der Konflikte? Wie entwickelte sich Südsudans Staatlichkeit und die Fragilität dieses Konstrukts? Welche Rolle spielt Südsudans Integration in globale Märkte? Wie kann der junge Staat kurzfristig stabilisiert werden und welche Zukunft steht ihm bevor?

Dr. Edward Thomas, Autor und Wissenschaftler, London
im Gespräch mit:
Dr. Annette Weber, Wissenschaftlerin, Forschungsgruppe: Naher/Mittlerer Osten und Afrika, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin

Ort: