fische_sprotten_150Banjul/Bonn (epo.de). - Nach Jahrzehnten der Überfischung und illegalen Ausbeutung westafrikanischer Gewässer wollen die Kleinfischer der Region nun gemeinsam für einen nachhaltigen Erhalt ihrer Ressourcen eintreten. Fischereiverbände aus zehn westafrikanischen Staaten hätten sich deshalb zu einem "Afrikanischen Verband der handwerklichen Fischerei" zusammengeschlossen, berichtete der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) am Dienstag in Bonn. Für viele Kleinfischer sei die Situation Existenz bedrohend.

Sid Ahmed, der neu gewählte Präsident des Verbandes aus Mauretanien, sieht die Arbeit als sehr dringlich an: "Im Mittelpunkt steht der regionale Kampf gegen die illegale Fischerei, aber auch gegen zerstörerische Fangmethoden und dafür, dass die Zahl der Trawler aus Europa und Asien, die in unseren Gewässern fischen, gesenkt wird."

In den Diskussionen auf der Gründungskonferenz wurde deutlich, so der EED, dass die Situation für viele handwerkliche Fischer Existenz bedrohend ist: "Teils mit zweifelhaften Verträgen, teils dadurch, dass EU-Länder ihre Schiffe unter westafrikanischen Flaggen fahren lassen, aber auch durch illegales Abfischen, ist eine Situation entstanden, wo wir, die Kleinfischer Westafrikas, an den Rand der Existenz gedrängt werden. Wir spüren, wie unsere Fangmengen stark zurückgehen, wie der Edelfisch in unseren Netzen ausbleibt und wie die Größe des gefangenen Fischs immer kleiner wird", erklärte der neu gewählte Generalsekretär des Verbandes, Gaoussou Gueye aus dem Senegal. An der Gründungskonferenz nahmen Delegierte aus Senegal, Guinea-Bissau, den Kapverden, der Elfenbeinküste, Togo, Mauretanien, Guinea, Liberia, Sierra-Leone und Ghana teil.

In diesem Jahr hat die EU begonnen, ihre Fischereipolitik für die Zukunft neu zu regeln. Sie will bis 2013 auch mit den Zivilgesellschaften in Europa und in den Ländern des Südens beraten. "Wir haben daher diesen Prozess des Zusammenschlusses der Verbände in Westafrika gefördert. Gemeinsam werden wir versuchen auf eine Europäische Fischereipolitik Einfluss zu nehmen, die das Recht der Küstenbewohner auf ihre maritimen Ressourcen akzeptiert und eine nachhaltige Bewirtschaftung fördert", sagte Francisco J. Mari, Fischerei- und Agrarhandelsexperte beim Evangelischen Entwicklungsdienst.

Der neu gegründete Verband schließt nach Angaben des EED auch die Verbände der fischverarbeitenden Frauen und Fischhändlerinnen in Westafrika ein. In den letzten Jahren habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es für das Überleben der handwerklichen Fischerei, aber insbesondere für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung Westafrikas unabdingbar sei, dass die Frauen an den Küsten einbezogen werden.

"Wir wissen, dass es nicht leicht wird, die europäischen Trawler von unseren Küsten fernzuhalten", betonte Mama Yawa Sandouno, Präsidentin des Kleinfischerverbandes von Guinea. "Aber wir werden auch besonders unser Augenmerk auf unsere eigenen Regierungen richten: Was tun sie, um eine nachhaltige Fischerei in unserer Region zu erhalten? Wir verlangen, dass sie aus den Lizenzeinnahmen Mittel für die Fortbildung von Kleinfischern und fischverarbeitenden Frauen bereitstellen. Wir brauchen Unterstützung, um eine nachhaltige, ökologische Fischerei entwickeln zu können, zum Beispiel entsprechende Fanggeräte und bessere Kühl- und Verarbeitungsmöglichkeiten für frischen Fisch."

In Zusammenarbeit mit der europäischen "Koalition für faire Fischereiabkommen", an der der EED beteiligt ist, plant der neue Verband im Sommer 2010 in verschiedenen europäischen Küstenstädten, darunter an Nord- und Ostsee, mehrere Veranstaltungen. Mit ihrer Hilfe sollen europäische Verbraucherinnen und Verbraucher, Fischwirtschaft und Politik von der Notwendigkeit einer nachhaltigen europäischen Fischereipolitik überzeugt werden, die auch die Lebens- und Ernährungsinteressen der Menschen im Süden berücksichtigt.

www.eed.de

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