facing finance 100Berlin. - Anlässlich des bevorstehenden "Welttages der Sozialen Gerechtigkeit" (20. Februar) hat die Organisation Facing Finance am Donnerstag ihren Bericht DIRTY PROFITS 5 vorgestellt.  Dieser belegt: Europäische Großbanken finanzieren bzw. profitieren von Unternehmen, die gegen soziale und ökologische Standards zu Lasten von Mensch und Umwelt verstoßen. Die Größenordnung der nachgewiesenen Finanzbeziehungen übersteigt 52 Mrd. Euro.

Auch Bank- und VersicherungskundInnen profitieren - oft ohne es zu wissen - von diesen schmutzigen Geschäften. Deshalb veröffentlicht Facing Finance zudem eine Dirty Profits Verbraucherbroschüre, die gezielt deutsche KundInnen über den Umgang von deutschen Banken und Versicherungen mit Mensch und Umwelt informiert und zu einer verantwortungsvollen Verwendung von finanziellen Ressourcen sowie zu mehr Eigeninitiative aufruft.

"Viele Menschen achten ja bereits beim privaten Konsum auf Nachhaltigkeit und Fairness, warum nicht auch beim Thema Geld"“, fragte Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing Finance.

Insgesamt zwölf AutorInnen aus acht Ländern, die renommierte int. Organisation wie Greenpeace, Transparency International oder Human Rights Watch vertreten, berichten exemplarisch über Dutzende Fälle von Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Ausbeutung, Umwelt- und Klimazerstörung. Zu verantworten haben diese dokumentierten Fälle 14 global agierende Unternehmen (u.a. Bayer, Volkswagen, BP oder Hewlett Packard Enterprise) und ihre europäischen Finanzdienstleister (BNP Paribas, Deutsche Bank, UBS, ING und HSBC).

Diese fünf europäischen Banken haben die 14 ausgewählten Unternehmen, laut Bericht zwischen Januar 2013 und August 2016 mit Kapital in Höhe von mindestens 46,9 Mrd. Euro versorgt. Umgesetzt wurde dies in Form von Krediten, die oft an keinerlei Bedingungen wie z.B. in Bezug auf gute Unternehmensführung geknüpft wurden, sowie die Ausgabe von Anleihen oder Aktien. Zudem hielten die fünf Banken bzw. ihre KundInnen zum Untersuchungszeitpunkt Aktien und Anleihen dieser Unternehmen in einer Größenordnung von 5,8 Mrd. Euro.

Die Finanzierung der Unternehmen wurde auch nach Bekanntwerden von unternehmerischem Fehlverhalten fortgesetzt, wie im Fall von VW. „Es ist völlig unverständlich, dass nach Bekanntwerden des Abgasskandals viele der von uns untersuchten Banken den Volkswagen-Konzern in großem Umfang und ohne Auflagen mit Kapital versorgt haben“, kritisiert Jan Schulz von Facing Finance. Auch Unternehmen wie Freeport-McMoRan oder Norilsk Nickel erhalten, trotz teils jahrzehntelangen Umweltzerstörungen, weiterhin bedingungslos Kapital von Finanzdienstleistern.

"64 Prozent der analysierten Unternehmen sind in einen oder mehrere Fälle von Umwelt- bzw. Klimazerstörung verwickelt", erklärte Julia Dubslaff, Leiterin des Facing Finance Projektes Faire Rente. Bei 42 Prozent der Unternehmen wurden Fälle von Korruption festgestellt, wobei 57 Prozent der untersuchten Unternehmen eine Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen werden konnte. Dies wurde auch nicht dadurch verhindert, dass 8 von 14 dieser Unternehmen sozial-ökologische Minimalstandards wie den UN Global Compact unterzeichnet haben.

"Wir wollen gerade jetzt mit dem Dirty Profits Bericht auch für mehr Regulierung in Bezug auf Nachhaltigkeit von Investments werben, besonders vor dem Hintergrund der von der Trump-Administration angekündigten Deregulierung des Finanzsektors in den USA", sagte Lesley Burdock von Facing Finance, Editorin des Dirty Profits Berichtes.

Im Fokus des Berichtes steht u.a. der VW-Dieselskandal und somit die weltweite, beispiellose und organisierte Täuschung von Behörden und KundInnen, die auch eine enorme Mehrbelastung der Umwelt zur Folge hat. Zudem werden vier weltweit operierende Bergbau-Unternehmen untersucht, wie z.B. Freeport-McMoRan. Dessen Grasberg Mine leitet täglich 150.000 Tonnen verunreinigte Minenabfälle in die umliegenden Flüsse, wodurch das Ökosystem großflächig zerstört und der Lokalbevölkerung der Zugang zu sauberem Wasser verwehrt wird. Mindestens 23 institutionelle Anleger, darunter der staatliche norwegische Pensionsfonds, haben Freeport deshalb bereits aus ihrem Anlageportfolio ausgeschlossen, die untersuchten Banken jedoch noch nicht.

Auch die Dirty Profits Verbraucherbroschüre berichtet über die ausgewählten kontroversen Unternehmen und informiert darüber hinaus, wie die staatlich zertifizierte und subventionierte Riesterrente von Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung und Korruption profitiert. Zudem wurde untersucht, ob zehn deutsche Banken ihre Richtlinien zu ökologischen und sozial-gesellschaftlichen Aspekten und der Art der Unternehmensführung (ESG) auch tatsächlich einhalten. Zentraler Befund: „Banken agieren oft noch zu intransparent oder unterlaufen sogar ihre eigenen Richtlinien“, betont Sarah Guhr, Projektleiterin des Fair Finance Guide, einem Projekt von Facing Finance.

=> Bericht Dirty Profits 5

Quelle:  facing-finance.org


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