oxfamBerlin. - In Jemen, Somalia, Nigeria und Südsudan drohen bis zu 30 Millionen Menschen zu verhungern. Deswegen müssen die G7-Staaten ihre Nothilfe dringend von derzeit insgesamt 1,7 auf mindestens 2,9 Milliarden US-Dollar erhöhen. Dies fordert Oxfam im Vorfeld des Treffens der Staats- und Regierungschefs im sizilianischen Taormina. Die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation warnt: Ohne ein sofortiges und entschlossenes Handeln wird die Krise außer Kontrolle geraten.

Bereits jetzt leiden in Teilen des Südsudan etwa 100.000 Menschen an einer Hungersnot, die auch im Jemen, Somalia und im Nordosten Nigerias droht. Um dies zu verhindern, müssen die G7-Staaten ihre Nothilfe-Finanzierung massiv aufstocken. Die sieben Wirtschaftsmächte müssen zudem den politischen Druck auf die Konfliktparteien deutlich erhöhen. Nur so besteht eine Chance, die schon jahrelang andauernden Kriege und Konflikte zu beenden, die der ausschlaggebende Faktor für die Hungerkrisen sind.

Jörn Kalinski, Leiter Lobby und Kampagnen bei Oxfam Deutschland erklärte: "Politisches Versagen hat diese Krisen geschaffen – jetzt braucht es politische Führung, um sie zu lösen. Die Regierungschefs dürfen Taormina nicht verlassen, ohne ihre Nothilfe deutlich aufzustocken und einen Plan in der Tasche zu haben, wie sie diese Krisen lösen wollen. Sie müssen verhindern, dass es vor ihren Augen zur Katastrophe kommt."

Die Vereinten Nationen beziffern den Finanzbedarf für die Hungerkrisen im Südsudan, Jemen, Somalia und Nigeria auf 6,3 Milliarden US-Dollar. Oxfam hat errechnet, dass der Nothilfe-Aufruf zur Hälfte gedeckt wäre, würden alle G7-Länder einen prozentualen Anteil an Nothilfe beisteuern, der jeweils ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entspricht („Fair Share“ oder gerechter Anteil). Derzeit ist der Aufruf nur zu 30 Prozent finanziert und kein G7-Land hat für alle vier Krisenländer Hilfszusagen in Höhe des gerechten Anteils gemacht.

DRAMATISCH ZUNEHMENDE ERNÄHRUNGSUNSICHERHEIT

Bei ihrem Gipfeltreffen 2015 auf Schloss Elmau hatten sich die G7 zum Ziel gesetzt, 500 Millionen Menschen aus Hunger und Mangelernährung zu befreien. Doch in den vier aktuellen Krisenländern leiden derzeit mindestens 30 Millionen Menschen an Hunger, zehn Millionen sind von Hungersnot bedroht. Heute haben weltweit 40 Prozent mehr Menschen mit Ernährungsunsicherheit zu kämpfen als noch vor zwei Jahren.

Hungerkrisen sind auch Ausdruck großer weltpolitischer Herausforderungen, wie Klimawandel, Migration und soziale Ungleichheit, mit denen sich die G7 auf ihrem Gipfel befassen müssen.

KLIMAWANDEL

Die Bedrohung durch den Klimawandel wird immer sichtbarer: In Somalia und anderen Ländern am Horn von Afrika ist er eine wesentliche Ursache für die andauernden humanitären Krisen. Oxfam fordert mehr Ehrgeiz der G7 bei der Verringerung klimaschädlicher Treibhausgase und erwartet ein klares Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen – auch von Donald Trump. Die übrigen sechs Länder müssen dem US-Präsidenten unmissverständlich klar machen, dass eine Abkehr der USA vom Pariser Abkommen nicht folgenlos sein wird.

MIGRATION

Während sich die Regierungschefs der G7 auf Sizilien treffen, begeben sich weiterhin Flüchtlinge und andere Migrant/innen auf die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer. Die G7 müssen sich auf ihrem Gipfel klar und deutlich für die Achtung der Rechte von Migrant/innen und Menschen auf der Flucht aussprechen sowie konkrete Maßnahmen beschließen, diese zu schützen.

SOZIALE UNGLEICHHEIT

Oxfam fordert von den G7 einen konkreten Aktionsplan, um die wachsende soziale Ungleichheit auf der Welt zu bekämpfen, in Übereinstimmung mit ihrem Bekenntnis zur Agenda 2030 und den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen.

=> Oxfam Bericht: On the Brink

Quelle: oxfam.de


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