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Berlin. - 2022 bezog Deutschland fast ein Fünftel seiner Steinkohle aus Kolumbien. Ein Großteil der Kohleimporte stammt aus Cerrejón – dem größten Tagebau Lateinamerikas, betrieben vom Schweizer Bergbaukonzern Glencore. Der neue Bericht "Does Cerrejón always win?" zeigt laut den NGOs CINEP und Censat Agua Viva, Fair Finance International und Oxfam auch auf, dass Glencores Steinkohlemine in Nordkolumbien Mensch und Umwelt massiven Schaden zufügt. Deutsche Energieunternehmen zählten zu den wichtigsten Kunden Glencores und deutsche Banken und Versicherungen finanzierten dessen toxische Geschäfte, heißt es in dem Bericht.

Die kolumbianischen Menschenrechtsorganisationen CINEP und Censat Agua Viva erklärten dazu: "Glencore hat in einer ohnehin wasserarmen Region den Bruno-Fluss umgeleitet, nur um Cerrejón auszubauen, und das wenige verbliebene Wasser verschmutzt. Als ob das nicht genug wäre, versucht der Konzern nun mit einer Millionen-Dollar-schweren Schiedsgerichtsklage die kolumbianische Regierung unter Druck zu setzen um die Kohlemine zu erweitern. Wenn Investoren und Banker ihr Geld in Unternehmen anlegen, die Menschen- und Umweltrechte verletzen, machen sie sich zu Komplizen dieser Verbrechen."

Betroffene Anwohner sowie Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien und Deutschland fordern, die deutschen Geschäftspartner von Glencore dürften sich nicht länger zu Komplizen von dessen schädlichem Geschäftsmodell machen. Sie müssten ihren Sorgfaltspflichten zum Schutz von Mensch, Umwelt und Klima vollständig nachkommen. Die Bundesregierung müsse gegenüber den Unternehmen die Einhaltung ihrer Sorgfaltspflichten konsequent durchsetzen und sich in der EU dafür stark machen, dass das neue EU-Lieferkettengesetz umfassend auch für den Finanzsektor gilt.

Cerrejón liegt im Departement La Guajira in Nordkolumbien. Über 340.000 Menschen – ein Drittel der dortigen Bevölkerung – leiden direkt unter den Auswirkungen des Tagebaus. Die Liste an Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung durch Cerrejón ist lang, wie die Organisationen Cinep und Censat Agua Viva zu ihrem Bericht anmerken: Gemeinden wurden vertrieben und zwangsgeräumt - ohne angemessene Wiedergutmachung. Die Luft werde massiv verschmutzt, Flüsse, Grundwasser und Wälder seien vielerorts zerstört. Kohlestaub verursache vermehrt Gesundheitsschäden wie Krebs und Atemwegserkrankungen. Trinkwassermangel und Unterernährung gefährdeten das Leben vor allem von Kindern. Das Recht ethnischer Gemeinden auf Konsultation und Zustimmung werde immer wieder verletzt, Menschenrechtsverteidiger würden regelmäßig attackiert. Wegen der immensen Schäden für Umwelt und Gesundheit forderten 2020 elf UN-Menschenrechtsexpert*innen einen Teilstopp Cerrejóns.

Energieunternehmen wie EnBW, Uniper, RWE und Steag, so der Bericht, kauften 2022 mit rund 7,3 Millionen Tonnen fast vier Mal mehr Steinkohle aus Kolumbien als 2021 – ein Großteil von Cerrejón. Banken und Versicherungen – darunter die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ-Bank, die Deka-Gruppe und die Allianz – hätten im Juni 2023 über 530 Millionen US-Dollar an Anleihen und Aktien an Glencore gehalten und zwischen 2016 und Mitte 2023 fast 5,8 Milliarden US-Dollar an Krediten und Garantien an das Unternehmen vergeben.

=> Bericht "Does Cerrejón always win?"

Quelle: www.kritischeaktionaere.de


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