Wie ein Tausendfüßler mit Paddeln an den Beinen liegt der Manifa Field Causeway (Damm) in den seichten Gewässern vor der Ostküste Saudi-Arabiens. Von der Internationalen Raumstation ISS aus hat ein Austronaut dieses Foto mit einem Teleobjektiv beim Überflug über den Persischen Golf geschossen und die US-Weltraumbehörde NASA hat es der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Das passt zu der am Donnerstag beginnenden 28. Conference of the Parties (COP28) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen.

Die allgemein als "Klimagipfel" bekannte 28. Vertragsstaatenkonferenz (COP28) steht vor der fast unlösbaren Aufgabe, sich der mehr oder weniger freundlichen Übernahme durch die Öl- und Gasindustrie zu entziehen und eine umfassende globale Bestandsaufnahme der bisher erreichten "Fortschritte" hinsichtlich der Pariser Klimaziele vorzunehmen.

Die "fossilen" Industrie-Konzerne wollen mit aller Macht verhindern, ihre derzeit kräftig sprudelnden Geldquellen versiegen lassen zu müssen. Früher als die meisten anderen Wissenschaftler wussten die CEOs in den Konzernzentralen von Exxon, Shell oder BP, wie zerstörerisch Treibhausgase in der Atmosphäre wirken würden. Sie haben ihre Forschungsergebnisse zunächst in ihren Archiven vergraben und später aktiv daran mitgewirkt, die Erderhitzung zu leugnen und effektive Gegenmaßnahmen zu verhindern.

Jetzt stellen die Vereinigten Arabischen Emirate beim Klimagipfel in Dubai mit ihrem Öl-Minister und Chef-Verhandler gleichzeitig auch den Vorsitzenden der COP28. Es ist Tradition, dass ein Vertreter des Gastgeberlandes den Vorsitz der Konferenz innehat.

Doch auch die Ölindustrie und ihre Lobby weiß sehr genau, dass ihr Geschäftsmodell eines Tages ausgedient hat und Erneuerbare Energien allein schon preislich dominieren werden. Bis dahin soll aber noch viel Geld mit Öl und Gas gescheffelt werden. Mit diesem Kapital werden sie sich über kurz oder lang an die Spitze der Klimaretter-Bewegung setzen, die grünen Industrien aufkaufen -- und wieder viel Profit für ihre Manager und Aktionäre machen.

Im Begleittext der NASA zu dem Satellitenfoto wird eine umfangreiche Studie (PDF) genannt, die die Öl- und Gasfelder im Nahen Osten akribisch auflistet und beschreibt. Die USA haben zweifellos mit die beste Expertise, wenn es um Ölquellen geht - und nicht wenige offene oder verdeckte "völkerrechtswidrige Angriffskriege" geführt, um der "Freien Welt" ihre Energiezufuhr zu sichern. Wir sind die Guten.

Klaus Boldt ist entwicklungspolitischer Fachjournalist und seit 1995 Herausgeber von Entwicklungspolitik Online (epo.de)


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