MSFBerlin/Nairobi (epo.de). - Trotz großer humanitärer Not in der Somali-Region im Osten Äthiopiens hat Ärzte ohne Grenzen keinen Zugang zu der Region. Die Menschen in der Konfliktregion litten unter Gewalt und Vertreibung, berichtete die Ärzteorganisation am Dienstag in Berlin. Nahrungsmittel seien knapp und es fehle an Medikamenten sowie medizinischem Personal. Ärzte ohne Grenzen rief die äthiopischen Behörden dazu auf, den Teams umgehend einen Hilfseinsatz für die Betroffenen zu ermöglichen.

Ärzte ohne Grenzen hatte mit der äthiopischen Regierung eine Vereinbarung unterzeichnet, um in dem auch als Ogaden bekannten Teil Äthiopiens zu helfen. Nach mehreren Erkundungen zur Einschätzung der humanitären Bedürfnisse mussten die Mitarbeiter die Region Ende Juli jedoch aus Sicherheitsgründen verlassen. In den vergangenen Wochen versuchten sie wiederholt, die Erlaubnis zur Rückkehr zu erhalten. Doch die äthiopische Regierung habe sich geweigert, diese zu erteilen.

"Unsere Mitarbeiter haben Menschen behandelt, die ihre Heimatdörfer verlassen mussten und nun mit geringer oder ganz ohne Hilfe ums Überleben kämpfen", sagte Landeskoordinator William Robertson. "Die Menschen leben in Angst, weil sie von bewaffneten Gruppen angegriffen werden oder zwischen sie geraten. Wir fordern umgehenden Zugang zu der Region, um den Menschen in Not zu helfen."

Bis zum 24. Juli halfen Teams von Ärzte ohne Grenzen im Gebiet Wardher mit mobilen Kliniken und impften gegen Masern. Die Mitarbeiter sahen niedergebrannte Dörfer und versorgten unzählige Patienten, die von gewaltsamer Vertreibung aus ihren Häusern berichteten. Unter den Patienten waren zahlreiche Menschen mit Verletzungen durch Schläge und Schusswunden. Weitere Teams erkundeten im Juli die Lage in und um Denan, Garbo, Degahmadow, Sagag und Fiq. Dorfbewohner und Vertriebene berichteten ihnen von Nahrungsmittelengpässen.

"In der vergangenen Woche baten wir die Behörden, zumindest 24 bis 48 Stunden Zugang zu erhalten, um das Gesundheitszentrum in Fiq mit Medikamenten und medizinischen Materialien zu versorgen", sagte Loris De Filippi, Programmkoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Äthiopien. "Wir wissen, dass es in dem Gesundheitszentrum und dem gesamten Gebiet nicht genug Medikamente gibt. Die letzte Lieferung liegt sechs Monate zurück. Doch die Behörden haben es erneut abgelehnt, unser Team von der Stadt Jijiga nach Fiq reisen zu lassen."

In der Somali-Region führen wiederkehrende Ernährungskrisen und Hungersnöte immer wieder zu hoher Sterblichkeit, wie etwa 1992 und 2000. Durch die anhaltende Unsicherheit gebe es kaum Medikamente und medizinisches Personal, so Ärzte ohne Grenzen. Es bestehe das Risiko, dass die gesundheitliche Situation sich weiter verschlechtern wird. Ärzte ohne Grenzen ist seit 1984 in Äthiopien tätig.

 www.aerzte-ohne-grenzen.de


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