ROGBerlin (epo.de). - Reporter ohne Grenzen (ROG) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, sich bei ihren Gesprächen in Äthiopien diese Woche für Pressefreiheit und die in dem Land inhaftierten Journalisten einzusetzen. "Seit dem gewaltsamen Vorgehen gegen Journalisten und Opposition im November 2005 wagen die privaten Medien in Äthiopien keine kritische Berichterstattung mehr", erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in Berlin.

Selbstzensur sei unter Journalistinnen und Journalisten in Äthiopien "an der Tagesordnung, vor allem, wenn es um das Militär geht", heißt es in einem offenen Brief der internationalen Menschenrechtsorganisation an Bundeskanzlerin Merkel. "Das Menschenrecht auf Information muss jedoch auch in Äthiopien gelten."

Zwar habe Ministerpräsident Meles Zenawi im Juli und August dieses Jahres sieben zu zum Teil langjährigen Haftstrafen verurteilte Medienvertreter begnadigt, so ROG. Doch noch immer seien acht Journalisten wegen ihrer Recherchen und Berichte hinter Gittern, so etwa Shiferraw Insermu und Dhabassa Wakjira. Sie seien seit über drei Jahren inhaftiert. Im Januar 2004 hatten sie über die gewaltsame Auflösung einer Demonstration oromischer Studenten berichtet. Die Reporter arbeiteten für Ethiopian Television und gehören ebenfalls den Oromo an. Seit ihrer Festnahme ist es Reporter ohne Grenzen nicht gelungen, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Auch weiß ROG nicht, was ihnen konkret vorgeworfen wird. "Wir sind daher sehr besorgt über ihre Gesundheit und Sicherheit", so ROG. Merkel solle sich für Transparenz in dem Fall einsetzen.

Die beiden eritreischen Journalisten Tesfalidet Kidane Tesfazghi und Saleh Idriss Gama (tätig für das eritreische Eri-TV) seien Ende 2006 von der äthiopischen und somalischen Armee in Somalia festgenommen worden, als sie von dort über die Kämpfe zwischen Islamisten und der Übergangsregierung berichten wollten, so ROG. Im Januar 2007 seien sie nach Äthiopien gebracht worden. Seitdem seien sie dort inhaftiert. Über den Tatvorwurf, den Ort der Inhaftierung und die Haftbedingungen sei nichts bekannt. Auch diesen Fall solle Merkel bei ihren Konsultationen zur Sprache bringen. Die beiden Medienvertreter müssten umgehend frei gelassen werden. "Journalisten dürfen nicht wegen der Ausübung ihrer Arbeit verhaftet und verurteilt werden", schrieb ROG an Merkel.

Äthiopien ist auf der jährliche Rangliste von ROG zur Lage der Pressefreiheit weltweit auf Platz 160 (von 168); Ministerpräsident Meles Zenawi zählt ROG zu den 34 größten "Feinden der Pressefreiheit".

 www.reporter-ohne-grenzen.de


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