mmKöln (epo.de). - Anlässlich der Entscheidung des Bundestages über die Mandatsverlängerung der "Operation Enduring Freedom" (OEF) in Afghanistan haben die Frauenrechtsorganisationen medica mondiale und Terre des Femmes verstärkte Anstrengungen für einen zivilen Wiederaufbau - vor allem zu Gunsten von Frauen - anstelle einer weiteren Aufrüstung gefordert. Im Rahmen des so genannten Krieges gegen den Terror seien in Afghanistan fast täglich zivile Opfer zu beklagen, kritisierten die Organisationen.

Erst am vergangenen Wochenende wurden nach Militärangaben 18 Menschen in Afghanistan getötet, darunter eine Frau und zwei Kinder. Vor diesem Hintergrund sei die Lage von Frauen und Mädchen in dem Land nach wie vor schlecht, so medica mondiale und Terre des Femmes. Die Müttersterblichkeit sei die zweithöchste der Welt, etwa 80 Prozent der Frauen und Mädchen würden zwangsverheiratet und die Hälfte der Gefängnisinsassinnen werde aufgrund sogenannter "moralischer" Verbrechen eingesperrt - also wegen vermeintlichen Ehebruchs oder Weglaufen von Zuhause. Suizidversuche von Frauen und Mädchen nähmen zu und die gefährliche Sicherheitslage biete in vielen Familien einen Vorwand, weibliche Verwandte nicht aus dem Haus zu lassen.

"Unsere afghanischen Kolleginnen berichten, dass sich die Situation der Frauen seit dem Sturz der Taliban kaum verbessert hat", erklärte Christa Stolle, Geschäftsführerin von Terre des Femmes. "Frauen und Mädchen sind vor allem durch das Missverhältnis zwischen militärischen und zivilem Engagement gefährdet", so die Geschäftsführerin und Gründerin von medica mondiale, Monika Hauser. In den zivilen Aufbau fließe lediglich ein Viertel der deutschen Gesamtausgaben für Afghanistan. Diese Unausgewogenheit müsse sich ändern. Die Truppen würden aufgrund der schlechten Sicherheitslage derzeit nur sich selber schützen und kaum mehr der Bevölkerung Schutz bieten können. "Wie will die internationale Gemeinschaft so Herzen und Köpfe der Afghaninnen und Afghanen gewinnen?", fragte Hauser.

Im Interesse der internationalen und deutschen Politik stünden immer stärker die Sicherheitsinteressen der Interventionsmächte im Vordergrund, immer weniger spiele die soziale Not der Bevölkerung in Afghanistan eine Rolle, kritisierten die beiden Frauenorganisationen. Vor allem die US-geführte Anti-Terror-Einheit gefährde mit ihrer aggressiven militärischen Strategie immer stärker die Sicherheitslage - vor allem für die Frauen. "Die Operation Enduring Freedom muss daher so schnell wie möglich raus aus dem Land," forderte Monika Hauser.

"Eine erheblich größere Summe als bisher muss in den zivilen Aufbau fließen, ein großer Anteil daran in die Förderung von Frauenrechten und den Aufbau von direkten Dienstleistungen für Frauen im Gesundheits-, Rechts-und Bildungswesen," erklärte die Geschäftsführerin von medica mondiale. Die Bundesregierung müsse unbedingt darauf hinwirken, dass auf allen Ebenen der Zusammenarbeit Frauen in stärkerem Maße miteinbezogen werden.

 www.medicamondiale.org
 www.frauenrechte.de


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