UNICEFBerlin (epo.de). - Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat dem Deutschen Komitee für UNICEF das DZI Spendensiegel entzogen. Ausschlaggebend dafür war nach Angaben des DZI, dass UNICEF Deutschland jahrelang die Zahlung von Provisionen an Spendenwerber verschwiegen hat. "Dieses Urteil trifft uns hart", erklärte der UNICEF-Interimsvorsitzende Reinhard Schlagintweit am Mittwoch in Köln. "Damit hatten wir nicht gerechnet."

Eine jetzt abgeschlossene Nachprüfung des DZI habe ergeben, dass UNICEF bei den Provisionszahlungen gegen Spendensiegel-Standards verstoßen hat, teilte das DZI am Mittwoch mit. Nach Einschätzung des DZI muss die Management, Leitungs- und Aufsichtsstruktur von UNICEF Deutschland durchgreifend verbessert werden, damit sich derartige Fehler nicht wiederholen.

UNICEF Deutschland habe bei den jährlichen Spendensiegel-Prüfungen seit 2005 "wahrheitswidrig behauptet, keine Provisionen für die Vermittlung von Spenden zu bezahlen", so das DZI. Eine entsprechende Frage in dem zur Prüfung gehörigen Fragebogen habe UNICEF stets verneint. Tatsächlich habe die Organisation von 2004 bis 2007 jedoch drei professionelle Spendenwerber (Fundraiser) erfolgsabhängig bezahlt. Mit den unzutreffenden Angaben habe UNICEF gegen die in den Spendensiegel-Kriterien verankerte Darlegungspflicht verstoßen. Darüber hinaus habe UNICEF Ansprechpersonen nicht über Provisionen informiert und damit eine wesentliche Bedingung des DZI für die Zulässigkeit von Provisionen verletzt.

Die das DZI weiter feststellte, hat UNICEF Deutschland mit einer Provisionszahlung von 30.000 Euro ohne nachvollziehbare Gegenleistung auch gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit verstoßen. Einer der erfolgsabhängig vergüteten Fundraiser habe für die Vermittlung einer Großspende (500.000 Euro) des Konzerns LIDL eine Provision von 30.000 Euro erhalten. UNICEF habe dem DZI trotz mehrfacher Nachfragen nicht belegen können, dass zwischen dieser Vergütung und dem Zustandekommen der Spende ein sachlicher Zusammenhang besteht.

"In Anbetracht der in den vergangenen Wochen zu Tage getretenen und entstandenen gravierenden Leitungs-, Aufsichts- und Managementmängel und des unzureichenden Auskunftsverhaltens bei UNICEF" sei der Entzug des Spendensiegels unumgänglich geworden, so das DZI. Eine durchgreifende Erneuerung der Strukturen von UNICEF Deutschland sei jetzt nötig. UNICEF Deutschland kann das Siegel frühestens in einem Jahr neu beantragen.

Mit dem DZI Spendensiegel können nach Angaben des Instituts derzeit 230 Organisationen werben, die insgesamt 1,4 Milliarden Euro Spenden pro Jahr einnehmen. Außerdem gibt das DZI jährlich rund 350 mal Auskunft über Organisationen ohne Spenden-Siegel. Der seit 2003 jährlich veröffentlichte "DZI Spenden-Almanach" informiert detailliert über die Zusammensetzung der Einnahmen und Ausgaben aller Siegel-Organisationen und ihre individuellen Werbe- und Verwaltungskostenanteile. Mit dem Projekt "GuideStar Deutschland" bereitet das DZI seit 2006 in Zusammenarbeit mit wichtigen Dachverbänden die Schaffung einer umfassenden Informationsdatenbank für den deutschen gemeinnützigen Sektor vor.

Die Entscheidung des DZI werde für UNICEF Deutschland Anlass sein, "mit allen Kräften an die Reform unserer Arbeit und unserer Strukturen zu gehen", sagte der Interimsvorsitzende Schlagintweit. "Wir wissen, dass schwere Fehler gemacht wurden. Die Punkte, die vom DZI kritisiert werden, sind jedoch Ausnahmefälle. Diese Ausnahmen stehen bereits im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wir sind schon dabei, aus den Fehlern zu lernen und unsere Arbeitsweise neu zu strukturieren. UNICEF arbeitet insgesamt sorgfältig und verantwortungsvoll. Wir tun alles dafür, dass solche Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommen." 

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