rogBerlin (epo.de). - Reporter ohne Grenzen (ROG) hat an die afghanischen Behörden appelliert, die Sicherheit von Journalistinnen im Land entscheidend zu verbessern. Seit Jahresbeginn wurden in Afghanistan mehrere im Medienbereich tätige Frauen bedroht, angegriffen und verletzt. "Wir sind sehr besorgt über die steigende Zahl von Angriffen und Drohungen gegen Journalistinnen", erklärte die Menschenrechtsorganisation.  

ROG forderte die afghanische Regierung dazu auf, die bisherigen Fälle eingehend untersuchen und sicherstellen, dass die Täter nicht ungestraft davon kommen. "Einige der Opfer haben wegen der ständigen Bedrohung bereits ihren Beruf aufgegeben", erklärte die Organisation.

"Neben den Taliban tragen auch Warlords und lokale Politiker dazu bei, einKlima der Angst zu schaffen, um Frauen aus der afghanischen Gesellschaft zu verdrängen", so ROG. So sei die 22-jährige Fernsehmoderatorin Niloufar Habibi vom öffentlich-rechtlichen Sender "Herat TV" am 15. Mai bedroht und mit Messerstichen verletzt worden. Zwei Wochen zuvor hätten Unbekannte alle Angestellten der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender des Landes bedroht. Wenige Tage später kündigten drei Mitarbeiterinnen aus Angst um ihre Sicherheit, rund zehn weitere Frauen und Männer folgten. Niloufar Habibi entschied sich, trotz zahlreicher Drohungen ihre Arbeit fortzusetzen.

Gegenüber ROG sagte Habibi, sie sei in großer Sorge um ihre Sicherheit. "Nach mehreren Drohanrufen ich wurde innerhalb weniger Tage zwei Mal angegriffen. Am 14. Mai hielten mich zwei Männer und eine Frau auf dem Weg in die Redaktion auf und verletzten mich mit einem Messer. Sie hatten einen Taxifahrer zum Komplizen, der uns anschließend alle zu 'Herat TV' brachte. Er sagte zu mir: 'Wenn du nicht kündigst, ist das nächste Mal dein Ende'." Trotz mehrerer Anfragen um Hilfe wird Habibi nach wie vor nicht von der Polizei geschützt.

Mehrere Journalistinnen mussten ihre Stadt verlassen. Zu ihnen zählt Khadijeh Ahadi, stellvertretende Chefredakteurin von "Radio Faryad" und Moderatorin einer beliebten  Sendung, in der Zuhörer sich mit ihren Alltagsproblemen an Politiker wenden können.  Nachdem sie mehrere Drohanrufe erhalten hatte, wurde ihr Haus am 6. und 11. April mit Handgranaten beworfen. Ahadi blieb unverletzt, das Haus wurde stark beschädigt.

Bereits im Februar wurden Journalistinnen ROG zufolge in Mazar-i-Sharif von Personen bedroht, die sich als Vertreter der Taliban ausgaben. Sie sagten zu einer der Frauen: "Pass auf! Wenn du dich weiter im Fernsehen zeigst, könnten deine Schwester, deine Mutter und weitere Angehörige deiner Familie entführt werden." Der verlangte Polizeischutz wurde auch ihr nicht gewährt.

"Seit Monaten kommt es zu Angriffen auf Medien und Journalistinnen, vor allem in der Provinz Herat", sagte Rahimullah Samandar, Vorsitzender der "Unabhängigen Afghanischen Journalistenvereinigung AIJA". "Und allein im Mai wurden schon zehn Journalistinnen und junge Medienmitarbeiter angegriffen. Die Täter wollen offenbar, dass bestimmte Fernsehprogramme nicht mehr ausgestrahlt werden oder dass Frauen nicht mehr an ihnen mitwirken. Die Untätigkeit der Behörden ist leider ein wichtiger Faktor für den Anstieg dieser Angriffe."

www.reporter-ohne-grenzen.de

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