WFP-Hilfslieferung in Darfur. Foto: WFP

Khartum/Bonn (epo.de) Die Welthungerhilfe will die Versorgung von 450.000 vom Bürgerkrieg betroffenen Menschen in Nord-Darfur aussetzen. Grund dafür seien zwei Vorfälle, die sich in den vergangenen fünf Wochen ereignet haben, teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch in Bonn mit. Bewaffnete kriminelle Banden hätten Welthungerhilfe-Mitarbeiter mit dem Tod bedroht, ausgeraubt und sieben Lastwagen gestohlen, die für Nahrungsmittelverteilungen im Rebellengebiet eingesetzt waren.

"Das Risiko für unsere Mitarbeiter ist angesichts der sich weiter verschlechternden Sicherheitslage zu groß geworden", sagte Johan van der Kamp, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe in sudanesischen Hauptstadt Khartum. "Bis vor fünf Wochen waren wir als Hilfsorganisation nicht das Ziel von Angriffen, das hat sich jetzt geändert."

Durch das Aussetzen der Lieferungen können 450.000 Menschen nicht versorgt werden. Im Moment sei die Zeit besonders kritisch, da die karge Ernte fast aufgebraucht und die neue noch nicht eingefahren sei, so die Welthungerhilfe. "Dies betrifft vor allem die Menschen in entlegenen ländlichen Gebieten", erklärte van der Kamp. "Wir wollen verhindern, dass sie auch in die Flüchtlingslager strömen. Wenn sie dort einmal angekommen sind, wird es schwer, dass sie in ihre Heimatdörfer zurückkehren und ihre Felder wieder bestellen."

Die Welthungerhilfe bemüht sich nun darum, Sicherheitsgarantien von den verschiedenen kämpfenden Fraktionen zu bekommen. "Solange die lokalen Anführer keine Sicherheitsgarantien abgeben, können wir die Verteilung nicht wieder aufnehmen", so van der Kamp.

Die Welthungerhilfe verfolgt mit Sorge, dass Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zunehmend Ziel von Angriffen in Darfur sind. Viele seien überfallen, manche sogar getötet worden. Kriminelle, welche die chaotische Sicherheitslage ausnutzten, würden zunehmend brutaler.

Die Deutsche Welthungerhilfe ist seit 1998 im Sudan in den Provinzen Nord-Darfur, West Kordofan und Unity State tätig. In Nord-Darfur versorgt sie mehr als eine halbe Million Menschen mit Lebensmitteln. Weitere Projektschwerpunkte sind Landwirtschaft, Ernährungssicherung und Trinkwasserversorgung

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) zeigte Verständnis für die Entscheidung der Deutschen Welthungerhilfe, auch wenn sie die eigene Nahrungsmittelhilfe trifft, da auch WFP-Transporte massiv unter Überfällen und Entführungen leiden. Das WFP vermisst derzeit 43 Lastwagenfahrer nach Überfällen in Darfur, zwei Fahrer wurden bereits 2008 bei WFP-Hilfstransporten getötet; 97 Lastwagen wurden insgesamt 2008 in Darfur entführt.

Für Ralf Südhoff, Leiter des UN World Food Programme Deutschland, der Darfur vor kurzem bereist hat, macht die Entscheidung der Welthungerhilfe vor allem eines deutlich: "Das ist eine neue Dimension - die Sicherheitslage in Darfur wird schon seit einiger Zeit immer schlechter, doch jetzt hat dies erstmals solch dramatische Folgen. Die Sicherheitslage muss sich schnell verbessern, damit Millionen unschuldige Opfer des Konflikts überleben können."

www.welthungerhilfe.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.